Vorab: Unsere Aufgabe lautete „Schreibe eine Reizwortgeschichte mit folgenden Reizwörtern: Coronakrise, Elearning, Homeschooling, Medienkompetenz, Klopapier, 550er Mehl!”, Anmerkung der Redaktion
Teil 1: Ein Gespenst mit Krone ging herum
Es gab einst eine Zeit, da lebten die Menschen nahezu ohne Sorgen in einem friedliebenden Land namens Leutschdand. Natürlich gab es auch Armut, Arbeitslosigkeit, Krankheit, auch Obdachlosigkeit, aber dies vergaßen die verwöhnten Bewohner sehr schnell, als im Jahre 20 ein Gespenst mit Krone herumgeisterte. Zunächst war es noch weit weg von dem schönen und modernen und friedlichen und reichen Leutschdand; die Menschlein gingen ihrer Arbeit nach, sie wussten ihre Kinder in Kitas und Schulen gut versorgt und umhegt; die Supermärkte waren gut bestückt und gefüllt mit allem, was des Leutschen Herz begehrte – es fehlte eigentlich an Nichts.
Was für ein Vergnügen! Samstags überfüllte Shoppingmeilen in den Großstädten, Restaurants und Cafes übervoll, Oma konnte sich schnell nebenbei noch eine Dauerwelle drehen lassen. Was für ein Gewimmel! Welch Freude! Partys ohne Ende! Straßenkarneval im Westen des Landes; die Menschen herzten und küssten sich, wie sie es doch immer taten.
Dann, dann näherte sich das Kronen-Gespenst, es schlich sich aus Fernost, aus Nicha, über Aybern nach Wordrhein-Nestfalen in den Kreis Beinsherg. Jetzt begriffen die ersten verwöhnten Karnevalisten, dass das Gespenst nicht einfach nur ein harmloses Burggespenst mit Krone war, sondern einen Namen hatte und das diesem Gespenst Länder, Grenzen, Religion, Geschlecht, Alter, … egal waren. Das Gespenst hieß CORONA und je weiter es sich in Leutschdand breit machte, desto mehr erschraken die Menschen, sie bekamen Panik und eine Krise. Das ganze Land verfiel in eine tiefe Krise, die CORONA-KRISE.
Im Kreis Beinsherg erkrankten viele, sehr viele Menschen in rascher Folge; sie, die doch noch kurz zuvor so fröhlich und ausgelassen zusammen Karneval feierten. Hatten sie unter ihrer Maskierung und Verkleidung CORONA etwa nicht erkannt? Für die Eltern in diesem Gebiet gab es kein Zurück und keine Rettung mehr, eine furchterregende Zeit begann: Schulen und Kitas waren geschlossen. Der Rest des leutschen Landes belächelte zunächst diesen Zustand, schließlich war Beinsherg ja nicht überall und Karneval feierten ja auch nur die Verrückten im Westen. „Selbst schuld, diese Beinsherger!“
Aber da geschah es! Die Krone war plötzlich überall und CORONA war äußerst aggressiv und schnell und schien die Leutschen zu mögen, sich bei ihnen wohlzufühlen. Ach, und auch in Tilalien und Röstereich trieb CORONA sein Unwesen. Ausgerechnet Tilalien! Ausgerechnet Röstereich! Es war Winter und viele Leutsche trieben dort Wintersport. Viele, die zu jener Zeit dort urlaubten, brachten eine wundervolle Erinnerung mit: Covid 19 – keine neuartige Erfindung oder gar ein menschenähnlicher Roboter, auch kein Smartphone! Eine Folge des Gespensts CORONA. Leutschdand krankte, Reupoa krankte, die ganze Welt krankte. Gespenst CORONA leistete ganze Arbeit, es verbreitete Angst, Schrecken und trieb Leutschdand, Reupoa, ja die ganze Welt in eine unglaubliche Krise – die CORONA-KRISE.
Teil 2: Die gekrönte Corona-Krise, die Krönung des 20. Jahres
Zunächst schaute man zögerlich nach Tilalien. Fürchterliche Bilder dort! „Tilalien ist ja weit weg!“ Aber die gespenstische Krone nahm keine Rücksicht. Und hatte große Ausdauer, viel Energie, Kraft und Potential. Nun begriffen viele der Leutschen, aber viele begriffen zu spät! Menschen wurden gewarnt: „Haltet Abstand!“ „Nein, ich lass mir meinen Spaß doch nicht nehmen! Ich will Spaß, ich will Spaß!“, so dröhnte es aus vielen Mündern und es wurde fleißig weiter gefeiert – bei den einen.
Aber es gab auch die anderen; sie hörten sehr genau den Stimmen aus Radio und TV zu, lasen viele Zeitungen und befragten Dr. Google. Die anderen litten nämlich an Panik-Attacken: keine Klaustrophobie, keine Arachnophobie, keine Prüfungsangst! Nein, die anderen, sie hatten KLOPAPIER-Angst. Als ob jemand des Leutschen KLOPAPIER stehlen würde… Und so begannen die anderen – während die einen noch Partys feierten – still und heimlich sich in Nagetiere, in dicke Hamster zu verwandeln und ihre Backentaschen zu befüllen. Die Hamster in Leutschdand wurden zur unbändigen Plage, sie vermehrten sich genauso rasant wie das bekronte Gespenst sich überall seinen Weg bannte. Und was diese Nager so alles anschleppten und in ihren Backentaschen als Wintervorrat, nein, als Krisenvorrat verstauten! Dazu aber später noch einmal…
Mittlerweile schlossen allüberall – nicht nur im Kreis Beinsherg in Wordrhein-Nestfalen – Kitas, Schulen, andere Betreuungseinrichtungen. „Was für ein Jammer!“ Viele Eltern waren der Situation in keinster Weise gewachsen. Wie sollten sie das auch? Auf der einen Seite dem eigenen Job nachgehen, auf der anderen Seite die eigenen Kinder bewachen, betreuen, ja sogar beschulen – HOMESCHOOLING, HOMEOFFICE! In vielen Haushalten spielten sich Horrorszenarien ab. Eltern tänzelten zwischen Kurvendiskussionen, dem Leben der Indianer, Napoleon, Englisch-Vokabeln, Goethes „Faust“, Brüchen und irrationalen Zahlen und dem Kategorischen Imperativ unrhythmisch hin und her, sollten zusammen mit ihren Sprösslingen die „Ode an die Freude“ aus den Fenstern trällern; manche waren von den REIZWORTgeschichten der eigenen Kinder dermaßen gereizt, dass sie mittlerweile die sonst an allem Übel schuldigen Lehrkräfte in kunstvollen Heiligenbildern verewigten. Und so nebenbei mussten sie mal eben mit dem eigenen Chef telefonieren, Kunden betreuen, Rechnungen schreiben inmitten der Geräuschkulisse eines Kindergartens. Was hatte die Krönung sich da nur ausgedacht?
Während so mancher Spross Spaß am heimischen HOMESCHOOLING und E‑LEARNING hatte, verfluchten die Landeier doch sehr das wahnsinnig langsame Internet, denn wenn der Junior seine E‑LEARNING-Ergebnisse ins lo-net beamte, explodierte der Vater so sehr, dass CORONA ein Zacken aus der Krone ausbrach: „ Klau mir nicht ständig mein Netz, ich muss schließlich auch arbeiten, ich habe keine Ferien so wie du!“ „Ferien“, nannte der Alte das. Schließlich sollten die Kleinen ja zuhause lernen und mussten auch Beweise liefern. Aber wie sollte das gehen? Viele von den Küken wussten nicht einmal, wie das alles so geht, Texte verfassen, Up- und Downloads machen, PDF, Excel, keine Ahnung. Genau. Keine Ahnung! Dem Lehrkörper ging es doch ähnlich! Wann musste dieser schon mal virtuellen Unterricht machen? Wann musste dieser mit einem Bildschirm reden? Hier taten sich Welten auf – bei Kindern, Eltern und Lehrkräften gleichermaßen. MEDIENKOMPETENZ war hier gefragt, nicht nur gefragt, auch gefordert. Aber wer weiß schon, was das so genau bedeutet?
Trotz der ganzen KOMPETENZEN @ HOME gab es aber immer noch die einen, die sich ihren Spaß nicht nehmen ließen und entweder nach HOMEOFFICE und E‑LEARNING oder ganz und gar ganztags Familienausflüge in die tollen Einkaufszentren, in die Innenstädte, in die Parks und die Wälder machten; auch die leutschen Schulkinder versammelten sich dort. Was sollten sie auch sonst machen? Der zarte Frühlingsschein tat das Übrige. Er lockte die Menschenmassen an die Ufer der Seen und Flüsse, ja sogar ans Meer; auf den Wanderwegen drängten sich dicht an dicht die Unbelehrbaren, die Haltlosen, selbst als es schon überall tönte: „Stay at home!“
Unterdessen hamsterten die anderen fleißig weiter. Diese Spezies war mittlerweile sehr gefürchtet, denn es war weit mehr als das Klopapier, mit dem sie sich bewaffneten. Währenddessen die häusliche Meisterschaft im Klopapierstapeln als Ersatz für die abgesagten Fußball-Bundesliga-Spiele ausgetragen wurde, begann aber auch tagtäglich ein Wettrennen um Küchenrollen, um Seife, Desinfektionsmittel, Konservendosen: Olympiade at home! Aber dessen nicht genug: Die ganz Sportlichen stiegen in den Ring für die Königsdisziplin und so manch ein Ringkämpfer musste sich echt geschlagen geben. Und wehe, wer da noch Ansprüche stellte: „Ich will Mehl, ich will Mehl!!!“, „Ich will 550ER MEHL!“ „Warum?“ „Hauptsache, ich habe es, mein 550erMEHL!“ Als es das schon längst nicht mehr gab, griffen die Ringkämpfer auf das 405er zu und mehlten sich damit ihre Fäuste, bis es schließlich überhaupt kein MEHL mehr gab. Alle Olympioniken und alle Hamster fanden nur noch leere Regale vor, selbst Hefe, Reis, Wasser, Nudeln wurden für den HOMESPORT verwendet und so traf man im ganzen Lande nur noch leere Gespensterschlösser vor. Und das dazugehörige hochkönigliche goldgekrönte Gespenst trieb weiter sein Unwesen, aufgrund dessen Unzählige erkrankten. Und deshalb trat die Königin des Landes allsonntäglich hervor und sprach zum Volk: „Seid vernünftig! Haltet zusammen! Bleibt zuhause! Denkt an die anderen!“ Ihr Ton wurde strenger und strenger und schließlich wurde sie so wütend, dass sie drohte ihre Bürger einzusperren, wenn jetzt nicht alle die Regeln einhalten würden. Alle Haarmacher, alle Blumenhändler, alle Planschbecken, alle Turngeräte, alle Filmsäle, alle Bars, alle Fressmeilen, alles, einfach alles wurde geschlossen. Die Königin ließ sogar keinen mehr aus Leutschdand heraus und keinen mehr herein – egal ob auf dem Luft, – dem Wasser- oder dem Landweg. Und so taten es auch all die anderen Herrscher auf der ganzen Welt. Der Freiheit beraubt saßen die meisten nun zuhause und schauten traurig aus ihrem Fenster, sie durften nicht mal schnell über die Grenze, um billig ihre Pferdekutsche zu betanken oder Kaffee zu kaufen. Sie mussten sich mit sich selbst beschäftigen und glücklich war der, der wenigstens einen eigenen Garten am Haus hatte…
Teil 3: Die Überlebenden
waren die vielen Hamster, die schnell Mauern mit allen Klopapier und Mehl um sich herumbauten und so auch die harte Zeit der Quarantäne überstanden, denn selbst das gekrönte Gespenst CORONA hatte Angst vor Klopapier.
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück
Johann Wolfgang von Goethe
By AnBeJa
Die Redaktion: Jetzt dürft Ihr drei Mal raten, wer sich hinter diesem Pseudonym versteckt und diese fantastische Reizwortgschichte für Euch erfunden und aufgeschrieben hat, das Foto könnte helfen… 😯
Meine Mutter hat immer kleinen Vorrat von Lebensmiteln.
In der Corona-Krise haben wir deutlich mehr Reis, Nudeln, Mehl,
Öl gekauft, glücklicher sind wir aber nicht geworden. Von Corona sind wir nicht verschont geblieben.
Wie schnell hängen wir unser Herz an vergängliche Dinge.
In der Corona-Krise kauften wir viel Lebensmittel. Die verlieren aber schnell ihren Wert. Die können auch gestohlen worden.
Frau Berger-Jaroszewski war meine Deutschlehrerin. Zuerst waren meine Eltern ganz skeptisch. Die sagten, jemanden Buchsteben beizubringen das wäre gar kein Auftrag für die Gymnasiallehrerin.
Heute klappt es ganz gut mit Lesen und Schreiben.
Frühlingsgedicht „im Tale grünet Hoffnungsglück”, kenne ich auch. Wer kennt es nicht?
Der Rückzug des Winters wird thematisiert. Die Natur wird beschrieben. Der Frühling lässt das Eis auf den Bächen verschmelzen, im Tal beginnt es zu grünen, das Winterliche wird durch den Frühling vertrieben.
Die letzten Reste von Schnee und Eis werden von der Sonne geschmolzen, Menschen strömen durch diese Frühlingslandschaft.
Die Sprache von Frau Berger-Jaroszewski
verliert nie den Kontakt zur Erfahrungswelt des Schülers
und verrät gleichzeitig glänzende Schulung
der Literaturerfahrenen Lehrerin!
Eine tolle Geschichte mit wunderbaren Törwern! Danke liebe AnBeJA
Homeschooling, Medienkompetenz, Elearning, Klopapier, 550er Mehl
Er war jetzt schon lange nicht mehr rausgefahren, obwohl die ablandige Morgen-Brise ihn sehr schnell zum Horizont geführt hätte. Er liebte die See und das schnelle Segeln zu den reichen Fanggründen. Früher hätte er zu dieser Zeit längst schon vor der Klasse gestanden. Aber das ist lange her. Seit dem großen Stromausfall ist irgendwann auch nicht mehr über das Thema Elearning gesprochen worden. Wie denn auch. Soziale Medien, die es mal gegeben hat, sind, neben Smartphone, Computer und NETFLIX, „Schnee von gestern“, wie Rick, mein Smutje, sagen würde, der bis zum großen Crash damals als Meteorologe gearbeitet hat.
„Butter bei die Fische“, sagt er immer und „immer schön im Mehl wenden. Am besten 550er nehmen“.
Medienkompetenz hat eine neue Bedeutung, denke ich, und frage mich, was denn jetzt aus jetzt aus den Kindern werden soll, die hinter der verlassenen Fabrik auf dem ehemaligen Parkplatz zwei improvisierte Basketballkörbe aufgestellt haben und hitzige Games vorführen. Am Rande des Spielfeldes sitzt ein Mädchen mit einer Gitarre und versucht einen alten Song von Nirvana zu spielen. Ein kleiner Junge sitzt daneben und hört zu. Homeschooling unter freiem Himmel.
Gestern gab es einen guten Fang und ich brauche heute den alten Kutter nicht mehr. Vielleicht gehe ich heute noch mit den Kindern in die Bucht zum Baden. Das Wasser ist seit einigen Jahren wieder sauber und klar wie Glas. Und auch schon warm.
Nur Klopapier gibt es noch nicht wieder in Ikes Laden am TRUMP-Corner. Ich bringe ihm gleich ein paar Fische von meinem Fang von heute Morgen. Nach Sonnenaufgang beißen die Biester wie verrückt. Vielleicht gibt es noch welches unter der Ladentheke.
Das Beste was ich in dieser Zeit zu COCORADA gelesen habe.
Phantätisch!
Herrlich und sehr kreativ.