Hinzert sollte 1939 bis heute ohne eigenes Verschulden zum bekanntesten Dorf des Hochwalds werden. Das SS-Sonderlager/KZ Hinzert bestand von 1939 bis 1945. Es wurde ursprünglich als Polizeihaftlager, dann als „Arbeitserziehungslager“ errichtet. Während des Zweiten Weltkrieges entwickelte es sich zu einem Konzentrationslager. Insgesamt mussten in den sechs Jahren des Bestehens um die 10.000 Männer im Lager unter dem Terror der SS leiden. Im SS-Sonderlager/KZ Hinzert sind einzelne Gefangene oder Gruppen von Gefangenen gezielt erschossen oder mit tödlichen Injektionen ermordet worden. Viele andere Häftlinge kamen durch brutalste Misshandlungen um.
Etliche Gefangene aus sieben Nationen wurden zuerst mit dem Zug nach Reinsfeld (Hochwald) gebracht, danach folgte der Fußmarsch nach Hinzert. Zeitzeugen aus Reinsfeld berichten, dass sie sich bis heute noch an die unter Zwang singende Männerschar, flankiert von bewaffneten SS-Soldaten, erinnern können. Es sollten Kriegsverbrecher sein, die den vorherrschenden Nationalsozialismus gestört hätten, hieß es. Deshalb hätten sie für die deutsche Rüstung arbeiten müssen. „Reichte man ihnen in unbeobachteten Augenblicken einen Apfel oder ein Butterbrot, sah man große traurige Augen, einen Mund, der nicht Danke sagen durfte, weil er „Oh, du schöner Westerwald“ weitersingen musste“, so eine Reinsfelder Zeitzeugin.
Auch Jugendliche der Kaiser-Lothar-Realschule plus Prüm beschäftigten sich hautnah mit dem traurigen Fleck der deutschen Vergangenheit. In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Studienseminar für das Lehramt an Realschulen plus, der Universität und dem Theater Trier führten Anja Schönhofen und Georges Novaki der Kaiser-Lothar-Realschule plus Prüm ein Projekt mit dem KZ Hinzert durch. „Es ist ein aktivierter Rundgang Online geplant, den unsere Schülerinnen und Schüler in ihrer Testversion durchführen und dazu Rückmeldung geben sollen, bevor deutschlandweit dieser Rundgang Online durchführbar ist“, erklärte Anja Schönhofen die Methodik dieses Projektes, das aus zwei Teilen bestand, an denen interessierte Zehntklässler teilnahmen: An einem Schulvormittag wurde der Besuch des KZ Hinzert in Form einer Internetrecherche vorbereitet. In sechs Gruppen wurden verschiedene Themenschwerpunkte behandelt: Hinzert als Konzentrationslager, Häftlinge, Lageralltag und Zwangsarbeit, Sterben und Tod, die Schutzstaffel (SS) und der Umgang mit einem schwierigen Erbe. Am zweiten Tag fand eine Exkursion zum KZ nach Hinzert statt. „Es war insgesamt ein lohnenswertes Projekt, das den Sinn hat, dass die Opfer nicht in Vergessenheit geraten“, resümierte die Lehrerin Anja Schönhofen.
Text und Bild von Sandra Jacobs
Beitragsbild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:KZ_Hinzert_Gedenkst%C3%A4tte_2018.jpg
Man spricht von einem staatlichen Rassismus, weil der Staat das
befohlen hat. An der Stelle der parlamentarischen Demokratie
sollte Nationalistische Ideologie treten. Diese Anschauungen greifen tief in den Menschen und Nationalsozialisten verstanden es, nationale Gefühle der Bevölkerung anzusprechen.
Diese Bilder gingen um die Welt.
Wir verweilen nicht weiter bei der Schönheit dieses Systems.
Ein Text, in dem die Leideserfahrung von Menschen
einen literarischen Ausdruck verschafft hat:
„Als ich wieder bei mir war, versuchte ich etwas langsamer zu laufen. Es war jedoch unmöglich. Die Menschen drängten gleich einer Sturmflut hinter mir her und hätten mich wie eine Ameise zerquetscht. Es kam vor, dass ich Lider schloß, so dass ich wie im
Schlaf dahineilte.
Straße ohne Ende. Als die SS-Männer müde waren, wurden sie abgelöst. Uns löste niemand ab.
Trotz des Laufens durchgefroren, die Kehle ausgetrocknet,
ausgehungert, außer Atem, liefen wir weiter. Wir waren die Herren der Natur, die Herren der Welt. Wir hatten alles vergessen, den Tod, die Müdigkeit, die natürlichen Bedürfnisse.
Stärker als Kälte und Hunger, stärker als die Schüsse und der Wunsch zu sterben, Todeskandidaten und Landstreicher,
waren wir die einzigen Menschen auf der Erde.”
/nach Elie Wiesel/