Warum bietet die KLR+ nicht nur eine Mofa-AG, sondern auch noch eine Fahrrad-AG an und warum ist die Verkehrs- und Mobilitätserziehung in der heutigen Zeit ganz besonders wichtig? Diesen Fragen wollen wir in den nächsten Wochen etwas intensiver nachgehen und beginnen als Einstieg unserer Serie mit Auszügen aus einem Text namens „Narrenlob“ des Fahrrads“. Viel Spaß beim Lesen.
Besagter Aufsatz stammt vom österreichisch-US-amerikanischen Autor, Ivan Illich (* 4. September 1926 in Wien; † 2. Dezember 2002 in Bremen). Dieser Autor war auch noch Philosoph, Theologe und römisch-katholischen Priester – viel beschäftigt und gebildet also.
Zitat 1: “Der zu Fuß gehende Mensch ist thermodynamisch leistungsfähiger als jedes Motorfahrzeug und die meisten Tiere. Im Verhältnis zu seinem Gewicht leistet er mehr Bewegungsarbeit als die Ratte oder der Ochse und weniger als das Pferd oder der Stör“
Zitat 2: „Auf dem Fahrrad kann der Mensch sich drei- bis viermal schneller fortbewegen als der Fußgänger, doch er verbraucht dabei fünfmal weniger Energie. Auf flacher Straße bewegt er ein Gramm seines Gewichts einen Kilometer weit unter Verausgabung von nur 0,15 Kalorien. Das Fahrrad ist der perfekte Apparat, der die metabolische Energie des Menschen befähigt, den Bewegungswiderstand zu überwinden. Mit diesem Gerät ausgestattet, übertrifft der Mensch nicht nur die Leistung aller Maschinen, sondern auch die aller Tiere.“
Zitat 3: „Das Fahrrad benötigt auch wenig Raum. Achtzehn Fahrräder können auf der Fläche geparkt werden, die ein Auto beansprucht, dreißig Räder können auf dem Raum fahren, den ein einziges Automobil braucht. Es werden zwei Fahrspuren einer gegebenen Breite benötigt, um 40 000 Menschen mit modernen Zügen innerhalb einer Stunde über eine Brücke zu befördern, vier um sie in Bussen zu fahren, zwölf um sie in Pkw zu befördern und wieder nur zwei, um auf Fahrrädern hinüberzuradeln.”
UNSER FAZIT:
Unter all diesen Fahrzeugen erlaubt nur das Fahrrad dem Menschen wirklich, von Tür zu Tür zu fahren, wann immer, und über den Weg, den er wählt. Der Radfahrer kann neue Ziele seiner Wahl erreichen, ohne dass sein Gefährt einen Raum zerstört, der besser dem Leben dienen könnte.
Fahrräder ermöglichen es dem Menschen, sich schneller fortzubewegen, ohne nennenswerte Mengen von knappem Raum, knapper Energie oder knapper Zeit zu beanspruchen. Er benötigt weniger Stunden pro Kilometer und reist doch mehr Kilometer im Jahr. Er kann den Nutzen technologischer Errungenschaften genießen, ohne die Pläne, die Energie oder den Raum anderer übermäßig zu beanspruchen. Er wird Herr seiner Bewegung, ohne die seiner Mitmenschen wesentlich zu beeinträchtigen. Sein neues Werkzeug schafft nur solche Bedürfnisse, die es auch befriedigen kann. Jede Steigerung der motorisierten Beschleunigung schafft neue Ansprüche an Raum und Zeit.
Text: IGEL Redaktion
Quelle: „Narrenlob“ des Fahrrads“ (Ivan Illich, Fortschrittsmythen, Rowohlt 1978)