In unserer schönen Eifel wird immer noch von Dorf zu Dorf verschieden das Platt gepflegt. Auch viele von unseren Schülerinnen und Schülern sind mehr oder weniger mindestens zweisprachig, indem sie daheim ihr Platt pflegen, in der großen weiten Welt aber auch das Hochdeutsch beherrschen. Wie unterschiedlich unser „Eefeler Platt” klingt, könnt Ihr hier anhören:
Die Erste, die das bekannte Märchen Rotkäppchen der Gebrüder Grimm für uns auf Lünebacher Platt aufgenommen hat, ist Sara Kockelmann, die ihren Abschluss bei uns gemacht hat. Viel Spaß beim Anhören und danke, Sara!!!
Hier ist der Text für Euch zum Mitlesen und/oder ‑lachen:
Rotkäppchen (frei nach den Gebrüdern Grimm)
Es war einmal ein kleines niedliches Mädchen. Das bekam von seiner Großmutter eine feuerrote Samtkappe mit einer Bommel daran. Darin sah die Kleine so hübsch aus, dass sie gar keine andere Mütze mehr aufsetzte, und so kam es, dass sie von der ganzen Nachbarschaft Rotkäppchen genannt wurde. Eines Tages sagte die Mutter zu der Kleinen: „Komm mein Kind, nimm den Korb und bringe ihn hinaus zu der Großmutter, sie hat gerade telefoniert, dass es ihr heute nicht gut geht.“
„Was ist in dem Korb?“ fragte Rotkäppchen.
„Eine Flasche Apfelwein, eine Büchse Ölsardinen und einen Rührkuchen.
Dass du mir aber nicht unterwegs vom Kuchen isst. Wenn du Hunger hast, isst du deine Brote mit Honig, verstanden?“
Rotkäppchen versprach schön zu folgen und hüpfte fröhlich in den Frühling hinaus, bis sie nach einer Viertelstunde im Wald war. Da kam plötzlich ein Wolf angelaufen.
- Was das für ein Tier ist, wollt ihr wissen? Jetzt stellt euch einmal Petzolds Hund vor, denkt ihn euch noch ein Stück größer, dazu einen viel spitzeren Kopf und glühende Augen, und da habt ihr einen Wolf. -
So ein Tier kam also aus dem Busch und meinte: „Zu wem willst du denn, Rotkäppchen?“ „Zur Großmutter.“ „Aber weißt du, da würde ich aber der alten Frau ein paar Blümchen mitnehmen. Das gehört sich einfach so für ein gebildetes Enkelkind.“ „Du hast eigentlich Recht“, sagte Rotkäppchen, stellte ihren Korb unter eine Tanne und bückte sich nach Anemonen und Primeln. Sie hat sich aber nicht mit der Wurzel rausgezogen wie ihr, sondern jedes einzelne vorsichtig abgeknipst. Der Wolf lachte in sich hinein und lief zur Großmutter. Dort sprang er mit einem Satz in das Häuschen, rannte durch die gute Stube und dann hinter in die Kammer und verschlang die alte Frau.
Sie hatte überhaupt keine Zeit, um Hilfe zu rufen, da saß sie schon im Wolfsbauch drin. Na und da war es natürlich zu spät. Hierauf kroch das böse Tier in das Bett, deckte sich bis hoch zu und stülpte sich Großmutters violette Nachtmütze über sein Gesicht. Nach einer Weile kam Rotkäppchen und wunderte sich, dass die Tür aufstand. Na, wahrscheinlich wird die Großmutter gerade lüften, dachte sie und lief in die Kammer. Da fiel ihr nun gleich auf, dass die alte Frau heute so einen fürchterlich großen Mund hatte.
„Aber meine gute Großmutter“ meinte sie „wie siehst du denn aus? Du hast wohl die Maulsperre bekommen?“ Sie beugte sich ein bisschen tiefer über das Bett. Da riss der Wolf den Rachen auf und schlang auch noch das kleine Mädchen runter. Die Großmutter rückte ein bisschen beiseite, und nun saßen beide drin in dem Wolfsbauch. Wenn wir wenigstens den Kuchen mit hier hätten, dachte Rotkäppchen. Aber reden konnte sie nicht, denn die Luft war ganz stickig und schnürte ihr die Kehle zu. Der Wolf schlief nach dem Rekordfrühstück ein und schnarchte so laut, dass draußen die Baumstämme wackelten.
Da kam ein Jäger angelaufen, er hörte das Schnarchen und dachte: Ich kann mir nicht helfen. Das ist doch direkt unweiblich von der alten Frau, so drauflos zu rasseln! Dann ging er hinein ins Haus und merkte natürlich gleich, wen er da im Bett vor sich hatte. „Hab‘ ich dich endlich erwischt, du frecher Halunke!“ rief er, holte aus der Küche die Geflügelschere und schnippelt behutsam den Wolfbauch auf. Das war vielleicht eine Freude, als die beiden wieder ans Tageslicht gerollt waren! Die alte Frau putzte ihre Brille, die da drin ganz angelaufen war. Rotkäppchen stopfte den Wolfsbauch voll Kohlen aus dem Kohlenkasten und nähte dann das böses Tier wieder zusammen. Und als der Wolf wieder aufwachte und sich heimlich aus dem Staub machen wollte, fiel er auf den Bettvorleger.
Die Großmutter, Rotkäppchen und der Jäger tranken den Apfelwein, machten sich die über die Ölsardinen her und teilten sich den Kuchen. Sie waren sehr froh, dass die Sache noch so schön abgelaufen war. Nun nehmt euch daraus eine Lehre – besonders ihr Mädchen: Es ist immer besser, ein weibliches Wesen kümmerte sich überhaupt nicht darum, wenn sie unterwegs angesprochen wird, denn man kann nie wissen, was dahintersteckt.
Dialekte sind nur noch selten zu hören. Wir können mit zwölf
schon Englisch und Omas Dialekt verstehen nicht mehr. Wir lernen
von vielen Kulturen und kennen die eigene am wenigsten.
Handys und Computer können die dörfliche Wärme nicht ersetzen.
Jede Sprache hat ihre Märchen. Viele werden mündlich überliefert.
Märchen werden von vielen Menschen gelesen und weitererzählt.
Viele Märchen werden in andere Sprachen übersetzt. So gibt es
„Rotkäppchen” der Brüder Grimm in vielen Sprachen. Ich habe es
als Kind gelesen.
#SarahKockelmann!!! ❤
Jedes Dorf spricht ein wenig anders, als sein Nachbarort.
Unter dem Titel „Eifel Einsichten” /TV, 30. 01. 2021/
erklärt Magda Backes das Wort „Driehbeggel” ( Drehbeutel)
als Ausdruck der unproduktiven Arbeit.
„Wer drei Tage ein Ei schält und kriegt nichts fertig. ”
Eifeler Platt ist reich an bildhaften Ausdrücken.
1. Das ist für die Katz.
/Mühe völlig sinnlos/
2. Ich muss nicht ins Heu.
/Ich habe Heute nichts vor/
3. Nahe ans Wasser gebaut.
/sehr schnell anfängt zu weinen/
4. den Buckel runterrutschen
/ meist als Aufforderung, jemanden in Ruhe lassen/
5. Den würde ich auf den Blocksberg schicken.
/ Ihn am liebsten ganz weit weg sehen/