Unsere Exkursion nach Vogelsang – Everyone is beautiful in their own way


Die Abschluss­klas­sen (10a, 10b, 9c) haben zusam­men mit unse­ren GSL-Leh­re­rin­nen Frau Jacobs und Frau Krebs sowie mit Pas­to­ral­re­fe­rent Herrn Koch und Schul­so­zi­al­ar­bei­te­rin Frau Mey­er am 10.04.2024 eine Exkur­si­on nach Vogel­sang gemacht. Vor­her haben wir uns in der 10a mit Vogel­sang beschäf­tigt und recher­chiert, was uns erwar­tet. Lohnt sich ein Aus­flug nach Vogel­sang? Wir sagen JA! War­um? Das erfahrt ihr hier:

Geschicht­li­che Fakten:
Zwi­schen 1942 und 1944 wur­den Inter­nats­schü­ler von drei soge­nann­ten „Adolf-Hit­ler-Schu­len” in Vogel­sang pro­vi­so­risch unter­ge­bracht. Die soge­nann­ten NSDAP-Ordens­bur­gen wur­den am Ufer des Cröss­in­sees in Pom­mern (heu­te Polen), Sont­ho­fen im All­gäu und in Vogel­sang in der Eifel ab 1934 errich­tet. Am 24. April 1936 wur­den die drei Ordens­bur­gen in einem Fest­akt an Adolf Hit­ler über­ge­ben. Die 16 Bun­ker des West­walls wur­den am 1. Dezem­ber 2006 unter Denk­mal­schutz gestellt. Ab 1939 wur­de die NS-Ordens­burg an die Wehr­macht über­ge­ben. Nach dem 2. Welt­krieg wur­de die NS-Ordens­burg zum „Camp Vogel­sang” umge­wan­delt. Am 11. Sep­tem­ber 2016 wur­de im Gedenk­ort die Dau­er­aus­stel­lung „Bestim­mung: Her­ren­mensch. NS-Ordens­bur­gen zwi­schen Fas­zi­na­ti­on und Ver­bre­chen” eröff­net. Im Jahr 1945 wur­de Vogel­sang von den vor­rü­cken­den Alli­ier­ten ein­ge­nom­men. Bis Ende 2005 war Vogel­sang erst bri­ti­scher dann bel­gi­scher Trup­pen­übungs­platz. Seit 2006 wird das seit­dem öffent­li­che Are­al als Doku­men­ta­ti­ons­stät­te mit einem Bil­dungs­zen­trum und einer Aus­stel­lung zum Natio­nal­park Eifel betrieben.

Unse­re Exkursion:
Der Aus­flug begann mit einer klei­nen Ein­lei­tung in das The­ma der Gleich­be­rech­ti­gung. Um die Gleich­be­rech­ti­gung in der Aus­bil­dungs­stät­te damals mit heut­zu­ta­ge zu ver­glei­chen, haben wir uns das Lied „Born this way” von Lady Gaga ange­hört und die­ses aus­ge­wer­tet. Kurz danach ging es mit unse­rem jewei­li­gen Grup­pen­lei­ter, wir, die 10a mit Georg Topo­row­sky, los mit der Führung.

Unse­re ers­te Sta­ti­on war die alte Kir­che der Nazis. Dort wur­de oft­mals bespro­chen, wie nach den Juden die Chris­ten aus­ge­löscht wer­den soll­ten. „Tat­säch­lich waren die Plä­ne für die Ver­nich­tung schon fer­tig, wur­den aber noch nicht durch­ge­zo­gen, weil Hit­ler nicht die gan­ze Welt gegen sich haben woll­te”, erklär­te uns Georg Topo­row­sky.

Am Ende die­ses Gan­ges (qua­si „hin­ter dem Foto”) befin­det sich der Ein­gang in den Turm. In die­sem Turm befand sich auf dem Altar eine Sta­tue, wel­chen „den deut­schen Men­schen” dar­ge­stellt hat. Der deut­sche Mensch, so stell­ten sich die Nazis ihn vor, war drei Meter groß, mus­ku­lös, blond und blau­äu­gig. Man dach­te damals, dass die Über­res­te die­ses Man­nes in Indi­en begra­ben waren, wes­halb sich die deut­schen in Indi­en auf die Suche nach ihm begaben.

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Auf der rech­ten Sei­te seht ihr das ori­gi­na­le Foto der Sta­tue. Links und rechts dane­ben ste­hen die Namen von Mär­ty­rern, wel­che in der Novem­ber­schlacht in Bay­ern gefal­len sind.

Außer­halb vom Gebäu­de + Turm im Hintergrund.

Nach dem Turm ging es hin­un­ter zum soge­nann­ten „Fackel­trä­ger”. Auch hier war wie­der die Sta­tue des ver­meint­lich per­fek­ten „deut­schen Men­schen” vor­han­den. Rechts dane­ben stand in gro­ßer Schrift: „Ihr seid die Fackel­trä­ger der Nati­on, ihr tragt das Licht des Geis­tes vor­an im Kamp­fe für Adolf Hit­ler”. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, was es mit den „kaput­ten” Stei­nen auf sich hat. Sie sind eigent­lich gar nicht kaputt. Die Alli­ier­ten haben damals das unte­re Stück wegen dem Namen „Adolf Hit­ler” „raus­ge­ris­sen” und das obe­re Stück mit­ten im Wort „Fackel­trä­ger”, damit da am Ende steht „FACK GER” ste­hen sollte.

Dar­auf­hin ging es wei­ter zum Sport­platz, wo die Aus­zu­bil­den­den damals trai­nier­ten. Hier wur­de genau eine Sport­art betrie­ben: Boxen. Auch hier hat­te unser Vogel­sang-Exper­te Georg Topo­row­sky anschau­li­che Bei­spie­le für uns auf Lager. Laut ihm gab es nur eine Regel: Drauf hau­en, was das Zeug hält. Kei­ne Gna­de, egal bei wem. Groß gegen klein, dünn gegen dick, Jeder gegen jeden. 

Das per­fek­te Bei­spiel dafür aus unse­rer Grup­pe war wahr­schein­lich Alex­an­der Spartz (10a) gegen unse­ren Gruppenleiter.

Auch hier hät­te Alex­an­der gegen unse­ren Lei­ter nicht zurück­ste­cken dür­fen, denn:
Du hast Mit­leid? Ab nach Hause.
Du zeigst Gna­de? Ab nach Hause.
Du befolgst die Regeln nicht? Ab nach Hause.

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Sobald wir alles über die Regeln beim Boxen wuss­ten, sind wir zum Schwimm­bad gegan­gen. Auch dort gab es vie­le inter­es­san­te Din­ge zu ler­nen. Wuss­tet ihr, dass dies das ori­gi­na­le Schwimm­bad aus den 1930er Jah­ren ist? Zumin­dest von außen… Natür­lich wur­de es innen reno­viert, aber das ori­gi­na­le Gemäl­de (wie­der ein Abbild des deut­schen Man­nes) an der Wand wur­de übrig gelas­sen, wie ihr auf der nächs­ten Col­la­ge seht. Das Schwimm­bad wird übri­gens auch heu­te noch für Schul­sport benutzt.

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Vor dem Schwimm­bad – wo heu­te ein Park­platz steht – war damals auch ein Übungs­platz der Aus­zu­bil­den­den. Dort wur­de der Mut der Aus­zu­bil­den­den getes­tet, indem ihnen gesagt wur­de, sie sol­len sich auf­stel­len und auf Kom­man­do los­sprin­ten, ohne zu wis­sen, was hin­ter dem Absprung auf sie war­tet. Dort war näm­lich ein stei­ler Abhang. Auch hier galt wie­der die Regel: Wenn man zögert, gehts sofort nach Hause.
So war das aber nicht immer. Wenn man Glück hat­te, wur­de man nicht direkt nach Hau­se geschickt, son­dern es gab eine Kol­lek­tiv­stra­fe für die gan­ze Grup­pe. Ein sehr schnel­ler Weg, die gan­ze Trup­pe gegen sich zu leiten.

Am Ende des Sport­plat­zes gibt es übri­gens die­se Sta­tu­en. Dar­auf zu erken­nen sind ver­schie­de­ne Spie­ler ver­schie­de­ner Sport­ar­ten, alle im Abbild des „deut­schen Men­schen”. In der Mit­te ist der Fuß­bal­ler zu sehen. Die­sen hat auch unser Lei­ter als Bei­spiel für sei­ne nächs­te Infor­ma­ti­ons­über­ga­be ver­wen­det, um es für uns ver­ständ­li­cher zu machen. Dafür hat er als Bei­spiel das DFB-Pokal Fina­le 1936 genom­men, wo alle Spie­ler gleich groß waren und fast iden­tisch aus­sa­hen.  Auch hier haben wir wie­der eine klei­ne Simu­la­ti­on nach­ge­stellt. Dafür haben sich alle Jungs in einer Rei­he auf­ge­stellt und wur­den dann mit damals ver­gli­chen. Alle unterschiedlich!

Nach unse­rer Mit­tags­pau­se ging es schon zu unse­rer letz­ten Sta­ti­on des Rund­gangs: die Burg­schän­ke. Hier tra­fen sich damals die Aus­zu­bil­den­den zur „ange­ord­ne­ten Frei­zeit”. Der inter­es­san­te Teil war aber im Neben­raum. Hier haben sich damals die deut­schen Poli­ti­ker ver­sam­melt – dar­un­ter auch Adolf Hit­ler – wie zum Bei­spiel auch Hans Die­tel, wel­cher hier 1937 einen Vor­trag zur Ver­er­bungs­leh­re hielt. Die­se wur­de auch im Radio über­tra­gen, wes­halb es mög­lich war, dass wir uns die­se Ori­gi­nal­auf­nah­me aus dem Aus­zug aus der zwei­ten Vor­le­sung anhö­ren konnten.

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Die schö­ne Aus­sicht trügt – auch nur ein Lock­mit­tel der Nazis.

War­um trügt die­se Aus­sicht? Die­se Fra­ge haben wir uns auch gestellt, nach­dem unser Grup­pen­lei­ter uns gesagt hat, dass die­se Aus­sicht auch ein schlau­es Spiel­chen der Nazis war. Hier die Antwort:
Jeder weiß, dass die Nazis sich für die bes­ten hiel­ten, dass sie allen über­le­gen waren, wie zum Bei­spiel auch in der ers­ten Stro­phe der deut­schen Natio­nal­hym­ne zu sehen ist: „Deutsch­land, Deutsch­land über alles, Über alles in der Welt.” Dafür stand auch Vogel­sang. Die sehr hoch gele­ge­ne Aus­bil­dungs­stät­te mit ihrer macht­de­mons­trie­ren­den Aus­sicht ist ein wei­te­res Zei­chen, dass die Nazis über alles und jedem in der Welt über­le­gen waren. Also ein wei­te­res Zei­chen, wie schlau die Nazis eigent­lich waren, bis ihr Grö­ßen­wahn­sinn sie sel­ber zur Nie­der­la­ge brachte.

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Text: Gian­lu­ca und Nej­la, 10a
Fotos: Gian­lu­ca, San­dra Jacobs, Chris­ti­na Krebs

Hier kom­men die ein­zel­nen Fazits der 10a zu die­ser Exkursion:

Alex­an­der Spartz: Abschlie­ßend kann man sagen, dass der Aus­flug dort­hin der Ham­mer war. Der Rei­se­füh­rer hat es mit so viel Lei­den­schaft und Herz erklärt, was dazu führ­te, dass man es ein­fach ver­ste­hen konn­te, man konn­te sich super in die damals wirk­lich sehr schwie­ri­gen Zei­ten hin­ein­ver­setz­ten. Er erklär­te viel über die Ideo­lo­gie der Nazis und über ihr Den­ken der ari­schen Ras­se. Die­se Ideo­lo­gie sorg­te ja genau für Schu­lungs­la­ger wie die­se, erklär­te er. Er zeig­te einem Trai­nings­an­la­gen, ver­schie­den Schul­fä­cher und Warn­zei­chen der Unter­kunft. Er zeig­te uns Bil­der der Jugend­li­chen, wie sie bei­spiels­wei­se Sport trie­ben oder Auf­ga­ben bewäl­ti­gen muss­ten, die sie nicht unbe­dingt machen woll­ten. Dazu erklär­te man uns alles über die­se und ver­deut­lich­te es mit ver­an­schau­li­chen Bil­dern. Aber das wich­tigs­te für ihn war, dass wir lern­ten, dass Mensch Mensch ist und kei­ner das Recht hat den ande­ren min­der­wer­ti­ger zu behan­deln. Das macht den Besuch in der NS-Orten­burg-Vogel­sang zu einem unver­gess­li­chen Schul­aus­flug, die einem neben der Geschich­te auch noch eine sehr wich­ti­ge Mes­sa­ge mitgibt.

Eli­sa Bla­sen: Unser Aus­flug nach Vogel­sang war sehr span­nend, lehr­reich und inter­es­sant. Wir konn­ten sehr viel über die dama­li­ge Zeit erfah­ren. Sachen, die man vor­her nicht über die Natio­nal­so­zia­lis­ten wuss­te. Als Bei­spiel habe ich gelernt, dass die Natio­nal­so­zia­lis­ten alle Reli­gio­nen „ver­nich­ten“ woll­ten. Damals war der Plan schon fer­tig, wie sie die katho­li­sche Kir­che platt machen könn­ten. Sie woll­ten dies machen, nach­dem sie die Juden los gewor­den wären. Sozu­sa­gen woll­ten sie kei­ne Reli­gi­on mehr haben, damit Adolf der höchs­te Füh­rer wird. Die Chris­ten brauch­ten sie aber noch, damit noch Leu­te hin­ter ihnen standen.
Nach dem Aus­flug kann man sagen: die Nazis waren nicht dumm. Sie hat­ten schlaue Plä­ne und haben sie auch schlau umge­setzt. Wofür, also war­um sie das gemacht haben, ist dumm. Zudem konn­ten wir noch viel über wei­te­re Fan­ta­sien, wie das ari­sche Bild der Nazis ler­nen. Es ist wirk­lich eine Fan­ta­sie, weil es eigent­lich kei­nen Men­schen gibt der so aus­sieht. In die­sem Sin­ne waren die Nazis dann wie­der dumm. Beson­ders weil kei­ner der höhe­ren Nazis die­ses Bild erfüll­ten. Abschlie­ßend kann man sagen, dass es sich wirk­lich gelohnt hat, den Rund­gang durch Vogel­sang zu machen. Ich kann es defi­ni­tiv wei­ter emp­feh­len, beson­ders für Schul­klas­sen oder Leu­te, die sich sehr für die­se Zeit interessieren.

Mie­ke Lefel: Abschlie­ßend kann ich sagen, dass der geschicht­li­che Aus­flug nach Vogel­sang ein vol­ler Erfolg war. Am bes­ten fand ich das wir uns eine Ori­gi­nal­auf­nah­me von Hans Die­tel, Kom­man­deur der Ordens­burg Vogel­sang und Haupt­leh­rer für „Erb­leh­re und Ras­sen­kun­de”, anhö­ren durften.
Auch die Rund­füh­run­gen haben mir sehr gut gefal­len, weil ich das sehr inter­es­sant fin­de, wie das alles frü­her war. Der Lei­ter unse­rer Grup­pe Georg Topo­row­sky war sehr nett und hat­te Freu­de, uns die Geschichte
zu den ein­zel­nen Sta­tu­en, Plät­zen und Räu­men zu erzäh­len. Den Film „But­ter­fly cir­cus” fand ich auch sehr inter­es­sant und lehr­reich, denn der Film hat mir gezeigt, dass man alles schaf­fen kann, wenn man an sich glaubt und nicht auf ande­re hören soll­te, die etwas ande­res behaup­ten. Wie unser Grup­pen­lei­ter immer so schön sag­te, jeder ist „Beau­tiful in his/her way „. Das Inter­view am Schluss von Mar­got Fried­län­der fand ich beson­ders span­nend, weil sie schon sehr alt ist und die Zeit im KZ- Ausch­witz über­leb­te. Ich per­sön­lich fin­de, dass die­ser Aus­flug auf jeden Fall wei­ter zu emp­feh­len ist, weil man wirk­lich viel über die dama­li­ge Zeit ler­nen kann und Ein­bli­cke in Sachen bekommt die man so nicht bekommt. Wenn ich die Mög­lich­keit hät­te, wür­de ich sofort wie­der mitfahren.

Lara Ocak: Ich fand Vogel­sang war ein sehr inter­es­san­ter geschicht­li­cher Aus­flug. Ich per­sön­lich konn­te sehr viel ler­nen. Jeder mei­ner Fra­gen konn­te beant­wor­tet wer­den, was mir sehr viel Freu­de gemacht hat. Wir haben einen viel tie­fe­ren Ein­druck in die Denk­wei­se der Nazis bekom­men. Es war ziem­lich schwer, die­se Gedan­ken­gän­ge über­haupt nach­zu­voll­zie­hen. Wir haben sogar Bil­der gese­hen, auf denen Adolf Hit­ler mit sei­nen Anhän­gern auf dem Vogel­s­ang­ge­län­de war. Unser Grup­pen­lei­ter erzähl­te uns manch­mal sogar, dass wir im über­tra­ge­nem Sin­ne auf Hit­lers Spu­ren bege­ben. Das Gelän­de war rie­sig und hat­te sogar ein eige­nes Schwimm­bad. Von außen sahen die Gebäu­de sehr schön aus. Herr Georg Topo­row­sky erklär­te uns, dass die schö­ne Aus­sicht und die Bau­art der Gebäu­de auch eine Art Pro­pa­gan­da war. Das fas­zi­nier­te mich sehr, weil ich an so etwas gar nicht gedacht hat­te. All­ge­mein hat er uns immer wie­der Wer­te mit auf den Weg gege­ben. So zum Bei­spiel, als wir einen Film ange­guckt haben – alle zusam­men. Der Film hieß „the but­ter­fly cir­cus”. Es ging um einen Mann ohne Arme und Bei­ne. Der Mann ohne Glie­der wur­de auf einem Rum­mel in der Freak­show aus­ge­stellt und sich über ihn lus­tig gemacht. Ein Zir­kus­di­rek­tor ist dann freund­lich zu dem Mann, was für ihn so über­ra­schend kam, dass und er mit der Zir­ku­s­crew mit­fah­ren möch­te. Am Ende der Geschich­te schafft der Mann ohne Glie­der es über sich hin­aus­zu­wach­sen und wird end­lich von ande­ren als „nor­ma­ler Mensch” ange­se­hen. Die­ser Film hat mir noch­mal vor Augen geführt, dass egal ist wie wir aus­se­hen, und dass man alles schaf­fen kann, wenn man an sich glaubt. Nicht so wie die Nazis es haben woll­ten mit ihrem „voll­kom­men­den Deut­schen”. All­ge­mein kann ich Vogel­sang nur wei­ter­emp­feh­len, da man dort sehr viel über die Zeit und das Ver­hal­ten der Natio­nal­so­zia­lis­ten lernt.
Als Schluss haben wir alle gemein­sam auch noch­mal das Inter­view mit Mar­got Fried­län­der ange­guckt, in der sie sagt, dass sich die Geschich­te wie­der­holt. Dabei gäbe es kein jüdi­sches Blut, kein christ­li­ches oder isla­mi­sches Blut son­dern aus­schließ­lich MENSCHLICHES BLUT!

Shah­dad Kaze­mi: Es war inter­es­sant zu sehen, wie Adolf Hit­ler damals die zukünf­ti­gen Poli­ti­ker aus­bil­den woll­te. Die Män­ner, die dort aus­ge­bil­det wur­den, muss­ten eini­ge Eigen­schaf­ten haben, zum Bei­spiel muss­ten die Män­ner zwi­schen 20—30 Jah­re alt sein und sie muss­ten ver­hei­ra­tet sein, sonst wur­den als sie „kei­ne vol­le Ker­le“ bezeich­net. Und sie durf­ten auch kei­ne Bril­len tra­gen, sonst wären sie nicht „stark genug“. Dort wur­den 2500 Män­ner aus­ge­bil­det und bei den Übun­gen sind sogar zwei Aus­zu­bil­den­de ums Leben gekom­men und das nur, weil sie bewei­sen woll­ten, dass „mutig“ genug sind. Ich fand es noch inter­es­san­ter zu sehen, wo Hit­ler mal gestan­den hat und wie er begrüßt wur­de. Und es war scho­ckie­rend, die Rede von Hans Die­tel über Men­schen mit Beein­träch­ti­gun­gen zu hören und die Art wie er sie schlecht gere­det hat. Und nicht zu ver­ges­sen, die schö­ne Aus­sicht, die man hat­te, soll­te die Men­schen glau­ben las­sen, dass Hit­ler sei­ne „Schü­ler“ gut behandelte.

Pia Leif­gen: Der Inter­na­tio­na­le Platz Vogel­sang im Natio­nal­park Eifel ist ein „wun­der­schö­nes” Denk­mal an die Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Unser Grup­pen­lei­ter hat uns über das gesam­te Gelän­de der ehe­ma­li­gen Aus­bil­dungs­stät­te geführt und die Bedeu­tun­gen und den Hin­ter­grund erklärt.
Das Gelän­de der Schu­le ist über 400 ha groß und war aus­ge­stat­tet mit Trai­nings­plät­zen, einem Schwimm­bad, Klas­sen­räu­men und einer Burg­schän­ke in wel­cher sie „Befoh­le­ne Frei­zeit” hat­ten. Die Umge­bung war per­fekt für das Trai­ning im Wald, Was­ser, Tal und Bergen.
Die ehe­ma­li­ge „Kir­che” der Nazis war ein rie­sen Raum mit ca. 500 Sitz­plät­zen. Was mich per­sön­lich geschockt hat, war der Altar auf dem der„ Voll­kom­men­de Deut­sche” stand. Er spie­gel­te den wah­ren Deut­schen wie­der, wie er aus­se­hen wür­de, wenn kein „fal­sches Blut” 3.50m groß und mus­kel­be­packt. Der glei­che Fackel­trä­ger ist in Stein gemei­ßelt und strahlt pure Männ­lich­keit aus.
Die Gedan­ken der Natio­nal­so­zia­lis­ten waren unmensch­lich. Sie woll­ten alles, was nicht pur arisch war, los­wer­den und anschlie­ßend die Kir­chen, da sie ja eine eige­ne Reli­gi­on hat­ten. Die Plä­ne waren geschmie­det, jedoch wur­de die Zer­bom­bung der Kir­chen nie durch­ge­führt. Da Hit­ler gesagt hat, dass sie nicht mit allen Streit anfan­gen dürfen.
Das Aus­wahl­ver­fah­ren für die jun­gen Män­ner, wel­che in Vogel­sang ler­nen soll­ten, ein „Fackel­trä­ger” zu wer­den, ‚also eine Art Poli­ti­ker, war sehr ein­tö­nig. Die jun­gen Män­ner muss­ten groß, stark, ver­hei­ra­tet und durf­ten kei­ner­lei Behin­de­run­gen wie Kurz­sicht oder Weit­sicht haben. Wis­sen oder Zeug­nis­se haben nichts dazu bei­getra­gen. In Vogel­sang wur­den sie dar­auf trai­niert durch­zu­grei­fen und vor nichts halt zu machen. Sie muss­ten ihre Gefüh­le ver­lie­ren und auch sich sel­ber ver­ges­sen. Sie muss­ten ler­nen, Befeh­le aus­zu­üben. In Box­kämp­fen haben sie sich gemes­sen und bis kurz vor dem Tod gekämpft. Sie muss­ten Mut­pro­ben durch­füh­ren, in wel­chen sie ihr Leben aufs Spiel set­zen. Die, wel­che es nicht geschafft haben, wur­den ent­we­der nach Hau­se geschickt oder wur­den dem Mob­bing über­las­sen. Die Füh­rer damals haben sich alles so zurecht gelegt wie es ihnen gepasst hat, daher wuss­te man nie, was kom­men wird. Zwei Män­ner sind bei die­sen Mut­pro­ben ums Leben gekom­men. Unser Lei­ter hat uns bei­gebracht, dass nicht alles was damals pas­siert ist schlecht war, jedoch der Grund­ge­dan­ke, wel­cher hin­ter dem Gan­zen war, war nur grau­sam. Zum Schluss haben wir noch ein Film geschaut mit der Aus­sa­ge: Jeder ist per­fekt so wie er ist und nie­mand muss sich ändern, um akzep­tiert zu werden.
Abschlie­ßend lässt sich sagen, dass der Aus­flug sehr lehr­reich und infor­ma­tiv war. Es wur­de viel über die Ver­gan­gen­heit auf­ge­klärt und uns wur­de erläu­tert, wie wich­tig Selbst­lie­be ist.

Eine Antwort auf „Unsere Exkursion nach Vogelsang – Everyone is beautiful in their own way“

  1. Oma ist ein­fühl­sa­me, diplo­ma­ti­sche Frau.
    Sie sagt: „Wenn der Poli­ti­ker den Leu­ten aller­lei Din­ge verspricht,
    damit sie ihm fol­gen, nennt man ihn einen Rattenfänger.”
    Oma erzählt die alte Sage:

    Der Rat­ten­fän­ger von Hameln 

    Die Stadt Hameln wur­de von einer Pla­ge heim­ge­sucht. Nach einem hei­ßen Som­mer und einem mil­den Win­ter hat­te sich das Unge­zie­fer so ver­mehrt, dass es auf den Stra­ßen und in den Häu­sern , in den Kel­lern und Scheu­nen von Mäu­sen und Ratten
    nur so wimmelte.

    Im Rat­haus kamen der Bür­ger­meis­ter und die Rats­herrn zusam­men, um zu berat­schla­gen wie der Pla­ge bei­zu­kom­men sei.
    Es wur­den man­cher­lei Vor­schlä­ge gemacht und wie­der ver­wor­fen und mit jedem neu­en Tag, an dem die wei­sen Herren
    im Rat­haus rat­los die Köp­fe schüt­tel­ten, ver­mehr­te die Zahl der Mäu­se. Die Pla­ge wur­de immer größer.

    Da klöpf­te es an die Tür. Da drau­ßen steht ein Mann.
    Der behaup­tet, er könn­te das Land von der Pla­ge befreien.
    Dafür ver­langt er Hun­dert Goldstücke.

    Er zog eine Flö­te aus der Tasche, auf der er eine eigen­ar­ti­ge Melo­die zu spie­len begann. Aus allen Ecken und Win­keln kamen
    in Scha­ren Mäu­se ange­lau­fen. Wäh­rend der Rat­ten­fän­ger, auf sei­ne Flö­te spie­lend durch die Stra­ßen ging, folg­te ihm ein Heer von Mäu­sen, die immer grö­ßer wurde.
    An jeder Stra­ßen­ecke stie­ßen neue Schaaen hin­zu und bil­de­ten einen lan­gen grau­en Zug.

    Der Rat­ten­fän­ger kehr­te in die Stadt zurück und mel­de­te sich im Rat­haus. Die ver­spro­che­nen Hun­dert Gold­stü­cke hat er nicht bekommen.

    Eine Woche spä­ter, wäh­rend die meis­ten Bür­ger noch schliefen,
    kam er frü­her durch das Stadt­tor. Er ging durch die Stadt und blies auf sei­ner Flö­te eine löcken­de Melo­die. Aus den Häu­sern kamen Kind­rer gelaufern. Die konn­ten die Melo­die nicht widerstehen.
    Als der Flöt­ten­spie­ler auf den Berg zutrat,
    ver­schwand er mit mit der Kin­der­schar in sei­nem inneren.

    In der Stadt herrsch­te gro­ßes Wehklagen.

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