Sie war immer für uns Schüler da und damit meinen wir wirklich immer. Sie hatte immer ein offenes Ohr und stets einen Rat bei Problemen parat. Aber jetzt ist es traurigerweise soweit. Nach 42 Jahren an der Kaiser-Lothar-Realschule plus Prüm verlässt uns Uschi Hellriegel. In all den Jahren unterrichtete sie Französisch, Religion, Sport, Geschichte, Sozialkunde und Musik. SV, Streitschlichter- und Volleyball-AG sowie der Schüleraustausch mit Frankreich gehörten zu ihren Herzensangelegenheiten. Aber ihr Hauptmarkenzeichen war SV-Lehrerin.
Liebe Frau Hellriegel. So viele Jahre waren Sie an unserer Schule und nun verlassen Sie uns. Endgültig. In einem letzten Interview haben Sie mit uns Ihre Erinnerungen an Ihre KLR-Schulzeit geteilt. Oh leck!
Frau Hellriegel, Sie stammen aus dem Saarland. Was verschlägt eine Saarländerin an einer Schule mitten in der Eifel?
August 1979 kam ich an diese Schule. Mein erster Gedanke: Was mache ich bitte am A… der Welt? Ursprünglich wollte ich nur 2 Jahre bleiben. Nach ein paar Wochen habe ich meine erste eigene Klasse bekommen und die haben mein Herz erobert – deshalb bin ich dann geblieben. Diese Klasse – das war damals so üblich – habe ich nur 2 Jahre behalten. Schade! Aber die darauffolgenden Klasse durfte ich immer 6 Jahre führen.
Unterrichtet habe ich sie in Religion und Sport. Anfangs zumindest. Denn der damalige Schulleiter hat mich zusätzlich zur Handarbeit verdonnert. Er war der Meinung, alle Frauen können das: Sticken, Macramee, Weben und Töpfern. Ich habe sehr viel gelernt und war meinen Schülern immer eine Stunde voraus – vorher konnte ich noch nicht mal eine Sticknadel halten. Musik habe ich die Unterrichtserlaubnis später abgelegt.
Sind sie noch zufrieden an unserer Schule?
Ich gehe immer noch sehr gerne zur Schule. Denn ich arbeite immer noch gerne mit den Kindern und vor allem mit den Älteren zusammen. Es ist etwas Wunderbares, Kinder auf ihrem Weg zu begleiten. Und unsere Schule hat sich gut entwickelt, der Zusammenhalt im Kollegium ist groß.
Was war Ihr lustigstes Ereignis in all den Jahren?
Da gab es so einige. Viele lustige Ereignisse und schöne Momente im Unterricht, auf den Wandertagen, auf den Klassenfahrten. Besonders gefallen hat mir, wenn sich Schüler mir anvertraut haben und ich ihnen helfen konnte.
Was das schlimmste?
Der Tod einer Schülerin. Das geht mir heute noch nah und ich erinnere mich genau. Es war ein fürchterliches Busunglück am Bahnübergang in Niederpüm (heute Radweg). Der Bus wurde von einem Güterzug erfasst. Es gab einige Verletzte, aber eine Schülerin ist tot geblieben. Das war ganz schlimm, wir sind gerade aus Frankreich vom Schüleraustausch zurückgekommen und ich sehe noch heute diese Schülerin genau vor Augen: Margret N., 10. Klasse, braune lockige Haare, ganz liebes ruhiges Mädchen.
Mit Ihrer aktuellen 10. Klasse können Sie ja leider nicht auf Abschlussfahrt fahren. Deshalb ein Blick zurück: Wohin ging die schönste Klassenfahrt?Saarbrücken und Bodensee waren sehr schön, weil ich sehr zufriedene Kinder hatte, die trotz Regen alles mitgemacht haben. Eigentlich waren alle meine Klassenfahrten schön, weil alle besonders und anders waren. Gardasee (Italien) sehr besonders. Unvergesslich haben diese Fahrten die tollen Schüler gemacht.
Was ist am Schüleraustausch mit Frankreich für Sie besonders?
Der Schüleraustausch mit Monthermé war mir immer sehr wichtig mit meinen Französischkollegen Herr Renno und Herr Novaki und den Schülern, weil sie endlich ihre erlernte Sprache anwenden konnten.
Bei der Präsidentschaftswahl 1981 von François Mitterrand waren wir live in Charville dabei. Herr Renno und ich haben auf der Straße getanzt und gefeiert. Dort habe ich meinen ersten Champagner getrunken – obwohl ich sonst lieber Bier trinke. Ich bedaure sehr, dass es den Austausch in dieser Form nicht mehr gibt.
Wie ist Ihre Meinung zur aktuellen Corona-Lage an der Schule?
Zurückblickend war die Coronazeit an der Schule sehr schwierig für mich: Homeschooling und Fernunterricht – für mich persönlich eine Herausforderung. Das ganze Computergedöhns ist nicht meine Welt! Aber ich habe mich reingearbeitet, bekam endlich einen Laptop und so konnte ich meine Videokonferenzen bis zum Ende eigenständig durchführen. An unserer Schule gab es ein gutes Hygienekonzept.
So und um unser Wissen über Sie wieder etwas aufzufrischen, haben wir jetzt noch ein paar private Fragen an Sie. Was machen Sie in ihrer Freizeit gerne?
Ich liebe Sport: laufen, Tennis in einer Mannschaft, Gitarre, lesen, backen, Gartenarbeit, alle Leute betüddeln, wandern
Sie lesen gerne? Was ist Ihr Lieblingsbuch?
geschichtliche Bücher und Psychokrimis
Haben sie Haustiere?
2 Zwergkaninchen Bella und Zora
Lieblingsessen?
Brotkrombeere
Gibt es etwas, das sie wegen Corona nicht machen können, aber sonst immer machen?
Mich mit Freunden treffen und am Anfang der Pandemie meine Familie besuchen
Gibt es etwas, das sie in ihrem Leben noch unbedingt unternehmen wollen?
Eine Frankreichrundreise im Wohnmobil und einen hohen Berg besteigen, das Saarland mit Fahrrad umrunden (es ist ja nicht so groß), den Eifelsteg gehen
Lieblingsspruch:
Oh leck!
Und zum Abschluss, was geben Sie der Kaiser-Lothar-Schulgemeinschaft mit auf den Weg? Gerne auf saarländisch 🙂
Dass endlich emol wedda odäntlischa Schportunnarischt stattfint.
Dass all Schüler un Lehrer ball in ihr scheene neie Gebeide komme und sich dott wohlfiele, wo se et dann net so woarm hann wie hei unne.
Ordäntlischa Sport!
Meine Schüler und Kollegen werre ich vermisse – besonnerscht mei Schüler!
Die grüßenden Chaoten, die privaten und vertrauensvollen Gespräche, aber auch Streitgespräche und Diskussion und lustige Sprüche. Die Kollegen, die mich immer unterstützt haben und auch meine Macken akzeptiert haben.
Liebe Frau Hellriegel, vielen lieben Dank für das Interview. Für Ihre Zukunft wünschen wir Ihnen von Herzen alles Liebe und Gute. Bleiben Sie so fröhlich und positiv, wie Sie sind. Sie waren eine tolle Lehrerin. Die KLR-Gemeinschaft wird Sie vermissen!
Interview: Melissa Belsch und Leonie Konradi
Text und Foto: Sandra Jacobs
Unser Kind hatte gute Lehrer. Wenn es Probleme gab,
die Erste, die für uns da war, war Frau Hellriegel.
Vertrauenslehrerin. Sie konnte mit unseren Schwächen
und Stärken umgehen.