Die Aktualität des Werther-Gefühls – eine Lektüre im Deutschunterricht

Schon gewusst? Es gibt meh­re­re Aus­ga­ben des Brief­ro­mans. Der Ori­gi­nal­ti­tel des Brief­ro­mans ist „Die Lei­den des jun­gen Wert­hers“ (sie­he Foto, Aus­ga­be von Frau Jacobs). Goe­the ent­schied sich aber spä­ter für die Form ohne das Geni­tiv ‑s. Des­halb lesen wir 10er gera­de die neue­re Reclam-Aus­ga­be „Die Lei­den des jun­gen Werther“.

Der Brief­ro­man „Die Lei­den des jun­gen Wert­her“, ver­fasst von Johann Wolf­gang von Goe­the, wird der „Sturm und Drang”-Epoche zuge­rech­net. Sie han­delt von einem jun­gen Mann namens Wert­her, der sich unsterb­lich in ein Mäd­chen namens Lot­te ver­liebt. Lot­te ist aber schon ver­lobt, wes­halb Wert­her immer depres­si­ver wird und sich am Ende selbst umbringt.
Der Brief­ro­man spielt im 18. Jahr­hun­dert. Wert­her ist in eine klei­ne Stadt gezo­gen, um sei­ner Fami­lie bei Erb­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten zu unter­stüt­zen. . Er schreibt immer wie­der Brie­fe an sei­nen bes­ten Freund Wil­helm, in denen er ihm erzählt, was er erlebt. Anfangs ist der Wert­her viel in der Natur, die ihn sehr fas­zi­niert. Auf einem Tanz­abend trifft er auf Lot­te. Die­se fas­zi­niert ihn genau­so sehr. Wert­her ist jeden Tag bei Lot­te Zuhau­se, obwohl er weiß, dass sie bereits ver­lobt ist. Ihr Ver­lob­ter und spä­te­rer Mann Albert ist viel auf Geschäfts­rei­sen, was Wert­her aus­nutzt, um sich mit ihr allei­ne zu tref­fen. Lot­te ist über­glück­lich, dass Albert wie­der da ist. Bei Wert­her ist dies das Gegen­teil. Dabei wer­den der Wert­her und Albert ziem­lich gute Freun­de. Jedoch wird es für Wert­her immer schwie­ri­ger Lot­te nicht zu über­fal­len und zu küs­sen, des­halb wird er immer depres­si­ver. Die Natur, die eine gro­ße Rol­le spielt, ist jetzt nur noch dun­kel und trau­rig für ihn. Dies wird immer schlim­mer, bis er sich selbst umbringt. (Text: Eli­sa Bla­sen, 10a)

Rezen­sio­nen der Klas­se 10a:
Eli­sa Bla­sen: Das Buch ist berühmt für sei­ne lei­den­schaft­li­che Dar­stel­lung von Wert­hers Gefüh­len und die detail­lier­te Beschrei­bung sei­ner inne­ren Kon­flik­te. Es ist ein Klas­si­ker der deut­schen Lite­ra­tur und hat einen gro­ßen Ein­fluss auf die roman­ti­sche Bewe­gung gehabt Die Spra­che und Gefüh­le, die Goe­the in die­sem Werk ein­fängt, sind wirk­lich beein­dru­ckend. Ich fin­de die­ses Buch emp­feh­lens­wert, weil es immer noch ein aktu­el­les The­ma ist. Die Tren­nung von einem Part­ner, eine uner­wi­der­te Lie­be, die ver­blass­te Bezie­hung oder auch das unfrei­wil­li­ge Leben als Sin­gle ist ein schmerz­haf­tes Gefühl, das ent­steht, wenn die Lie­be ein­sei­tig ist. Lie­bes­kum­mer fühlt sich nicht nur schreck­lich schmerz­haft an, son­dern wird auch oft von Antriebs- und Appe­tit­lo­sig­keit, Kon­zen­tra­ti­ons­pro­ble­men, Schlaf­lo­sig­keit und Grü­beln beglei­tet. Wenn die­ser Zustand über einen län­ge­ren Zeit­raum anhält, kann es durch­aus sein, dass sich depres­si­ve Sym­pto­me mit dem Lie­bes­kum­mer ver­mi­schen. Stu­di­en wei­sen drauf hin, dass vie­le Men­schen mit schwe­rem Lie­bes­kum­mer auch Sui­zid­ge­dan­ken ent­wi­ckeln kön­nen. Die­ses Buch zeigt einem, dass man nicht allei­ne ist und dass es auch hät­te ande­re Wege geben kön­nen. Auch wenn es für die meis­ten Wege zu spät ist, hat man immer eine Wahl. Es ist defi­ni­tiv ein Buch, das man gele­sen haben soll­te , beson­ders wenn man sich für emo­tio­na­le Geschich­ten und die mensch­li­che Psy­che interessiert.

Lara Ocak: Der Brief­ro­man war eine sehr inter­es­san­te Erfah­rung. Die Ver­glei­che mit der Natur, die gesetzt wur­den, habe ich noch nie in einen mei­ner ande­ren Bücher so gele­sen. So passt es per­fekt in die „Sturm und Drang“-Zeit. Man konn­te dem Buch sehr gut fol­gen und auch wenn viel drum­her­um gere­det wor­den war, so ver­spür­te man oft­mals den Zwang, wei­ter­zu­le­sen und der Geschich­te Wert­hers zu fol­gen: Das Schwan­ken der Natur, wenn etwas Schlim­mes pas­sier­te und die Gefüh­le zu ana­ly­sie­ren. Auch der Cha­rak­ter von Albert ist sehr schön geschrie­ben. Er war so ein net­ter jun­ger Mann, der nie aus­fal­lend gegen­über Wert­her wur­de und den­noch Wert­her auf Abstand zu sei­ner Frau hal­ten woll­te. Wie Lot­te mit Wert­her spielt und er es aber als wah­re und gro­ße Lie­be emp­fin­det, ist sicher ein Grund dafür, den Wert­her in den Abgrund führt. Ich lege jedem ans Herz, die­ses Buch ein­mal zu lesen und zu ver­ste­hen, da man die­se Geschich­te auch super auf die heu­ti­ge Zeit über­tra­gen kann. Ein Lie­bes­drei­eck, für wel­ches es kei­nen Aus­weg gibt. Auch das unsterb­li­che Ver­lie­ben ist nicht mit Wert­her gestor­ben. Es ruht immer noch in man­chen von uns und war­tet sehn­süch­tig dar­auf zum Vor­schein zu kom­men. Was jedoch viel­leicht ein wenig anders gewe­sen wäre in der heu­ti­gen Zeit ist, dass Wert­her womög­lich zu einem The­ra­peu­ten gegan­gen wäre. Auch sei­ne Pis­to­le, die er hat­te, um sich zu erschie­ßen, hät­te er nicht ein­fach so bekom­men, da es in Deutsch­land recht schwer ist, eine Waf­fe über­haupt zu besit­zen. Ich den­ke, Wert­her hät­te heut­zu­ta­ge viel­leicht auch etwas auf Sozi­al-Media gemacht, um sei­nen Frust raus­zu­las­sen. Wenn jemand in solch einer Situa­ti­on ist, soll­te man sofort eine ver­trau­te Per­son im Umkreis auf­su­chen. Depres­si­on ist eine schwer­wie­gen­de Krank­heit, die geheilt wer­den muss, weil sie einen wie in Wert­hers Fall in den Sui­zid füh­ren kann.

Anna Mey­er: Abschlie­ßend kann ich sagen, dass ich das Buch  auf­grund der hal­ten­den Span­nung und der roman­ti­schen und dra­ma­ti­schen Geschich­te wei­ter­emp­feh­len wür­de. Die­ser Ver­lauf der Geschich­te macht das Buch spannend. 

Lara Rei­chel: Ich fin­de, Goe­the erzählt die Gefüh­le der anfäng­li­chen Lie­be und Lei­den­schaft, die immer mehr in Ver­zweif­lung über­geht so emo­tio­nal und inten­siv, dass ich voll­kom­men mit Wert­her mit­füh­len konn­te. „Sie sieht nicht, sie führt nicht, dass sie ein Gift berei­tet, dass mich und sie zugrun­de rich­ten wird und ich mit vol­ler Wol­lust schlür­fe den Becher aus, den sie mir zu mei­nem ver­der­ben reicht. Was soll der güti­ge Blick, mit dem sie mich oft oft-oft?- nein, nicht oft, aber doch manch­mal ansieht, die Gefäl­lig­keit, womit sie einen unwill­kür­li­chen Aus­druck mei­nes Gefüh­les auf­nimmt, das mit­lei­den mit mei­ner Dul­dung, das sich auf ihrer Stir­ne zeich­net?“ (S. 106, Brief vom 21. Novem­ber). Beson­ders tra­gisch fand ich es, als Wert­her sich mit der Pis­to­le sei­nes Kon­kur­ren­ten und Freun­des Albert erschießt. „Er wur­de von Hand­wer­kern getra­gen. Kein Geist­li­cher beglei­te­te ihn“ (S. 154).
Das Fazit an dem Buch ist, dass man es gut lesen kann und es wei­ter­zu­emp­feh­len ist.

Alex­an­der Spartz: Das Buch hat eini­ge sehr ver­tief­te und inter­es­san­te Sei­ten, die man erst­mal zu ver­ste­hen ler­nen muss. Ein wesent­li­cher Aspekt des Wer­kes ist mei­ner Mei­nung auch – neben Wert­her hat Lie­bes­kum­mer und stirbt an Sui­zid – dass ihn die Fra­ge der eige­nen Iden­ti­tät zer­bricht und er durch die gesell­schaft­li­chen Nor­men nicht sein kann, wer er ist. Heu­te gibt es sicher auch Men­schen, die selbst in so einer Lage sind und nicht wis­sen, was sie tun sol­len. Das Buch könn­te mei­ner Mei­nung nach ein Bei­spiel sein, wie man es genau nicht tun soll­te. Als kur­zes Fazit kann ich das Buch von mei­ner Sei­te aus nur wei­ter­emp­feh­len, denn es hat mich gelehrt, nicht auf­zu­ge­ben und immer wei­ter an mei­ne Träu­me zu glauben.

Leo­nie Krost: Zusam­men­fas­send ist das Buch inter­es­sant zu lesen und sehr emo­tio­nal. Man kann an vie­len Stel­len wirk­lich mit den Cha­rak­te­ren mit­füh­len. Vie­le Ent­schei­dun­gen im Buch sind nicht unbe­dingt nach­voll­zieh­bar – ins­be­son­de­re das Ende – aller­dings waren es ande­re Zei­ten und frü­her wur­den Sachen eben anders gemacht. Es ist schon ziem­lich trau­rig, wie etwas, das eigent­lich schön sein soll­te wie die Lie­be, so etwas Trau­ri­ges ver­ur­sa­chen kann. Ich bin ver­wun­dert, dass psy­chi­sche Gesund­heit im 18. Jahr­hun­dert offen­bar noch gar kei­nen Stel­len­wert hatte.

12 Antworten auf „Die Aktualität des Werther-Gefühls – eine Lektüre im Deutschunterricht“

  1. Johann Wolf­gang Goe­the wur­de mit einem Roman bekannt.
    Der Titel die­ses Buches lautet:
    „Die Lei­den des jün­gen Werther”.
    Noch vie­le ande­re Wer­ke von Goe­the wur­den weltberühmt.
    Oft wer­den die Tex­te auch im Schul­un­ter­richt gelesen.

    „Sah´ ein Knab ein Rös­lein stehn,
    Rös­lein auf der Heiden,
    war so jüng und morgenschön,
    Lief er schnell es nah zu sehen,
    Sah„s mit vie­len Freuden.
    Rös­lein, Rös­lein, Rös­lein rot,
    Rös­lein auf der Heiden”.

  2. Ist das der Dich­ter von Wei­ma­rer Klassik?

    „Edel sei der Mensch,
    hilf­reich und gut,
    denn das allein
    unter­schei­det ihn
    von allen Wesen,
    die wir kennen.

    Der edle Mensch
    sei hilf­reich und gut!
    Uner­mü­det schaff er
    das Nütz­li­che, Rechte,
    sei uns ein Vorbild
    jeh­ner geahn­ter Wesen!”

    Sei­ne Fähig­keit hilf­reich und gut zu sein unter­schei­det den Men­schen von allen ande­ren Lebewesen.

  3. Er war außer­ge­wöhn­li­cher Dich­ter, der in sei­nen Werken
    ästhe­ti­sche Freu­de vermittelt.

    „Über allen Gip­feln ist Ruh,
    in allen Wipfeln
    spürst du
    kaum einen Hauch”

    In dem Natur­ge­dicht geht es um die Ruhe und Stil­le der Natur.

  4. Dem intel­li­gen­ten und gebil­de­ten Wert­her fehlt etwas,
    etwas Lebens­wich­ti­ges. Und in Lot­te erkennt er gera­de einen Men­schen, der die­se Sehn­sucht erfül­len kann.

  5. Das The­ma Natur kommt in die­sem Roman immer wie­der vor.
    Durch die Schön­heit der Natur fühlt sich Wert­her fröhlich.
    „Ich bin so allein und freue mich so mei­nes Lebens, in die­ser Gegend, die für sol­che See­len geschaf­fen ist, wie die meine”.

  6. Von der Schön­heit der Lie­be schreibt der gro­ße Meister:

    „Ich muss Ihnen schrei­ben, lie­be Lot­te, hier in der Stu­be einer gerin­gen Bau­ern­her­ber­ge, in die ich mich vor einem schweren
    Wet­ter geflüch­tet habe.
    Solan­ge ich in dem trau­ri­gen Nest unter dem fremden,
    mei­nem Her­zen ganz frem­den Vol­ke her­um­zie­he, habe ich kei­nen Augen­blick gehabt, Ihnen zu schreiben.
    Und jetzt in die­ser Hüt­te, in die­ser Ein­sam­keit, in die­ser Ein­schrän­kung, da Schnee und Schlo­ßen wider mein Fens­ter­chen wüten, hier waren Sie mein ers­ter Gedanke.”

    „Ist Albert bei Ihnen? Gott ver­zei­he mir die­se Frage”.

  7. Ist das nicht genial?

    „Freue mich in die­ser Gegend, die für sol­che See­len geschaf­fen ist, wie die meine.”

    „Könnt ich dafür, dass eine Lei­den­schaft in dem armen Herzen
    sich bildete?”

    „Wil­helm, was ist unse­rem Her­zen die Welt ohne Liebe!”

  8. Goe­the begeis­ter­te sich für Natur und Volks­poe­sie, er sam­mel­te Volks­lie­der, schrieb Lie­bes­ge­dich­te. Er war Dich­ter. Berühmt sind
    vie­le sei­ner Gedichte.
    „Der Du von dem Him­mel bist,
    alles Leid und Schmer­zen stillest,
    den dem dop­pelt Elend ist,
    dop­pelt mit Erqui­qung füllest.
    Ach, ich bin des Trei­bens müde…” /Wanderers Nachtlied/

    Goe­the war 24 Jah­re alt, als er „Die Lei­den des jun­gen Wert­hers” schrieb. „Wie froh bin ich, dass ich weg bin!” _ so lau­tet der ers­te Satz des Romans. Der jun­ge Wert­her zieht sich von der Stadt
    auf dem Land zurück, er zieht in eine neue Hei­mat. Er genießt sei­ne Frei­heit und Einsamkeit
    in die­ser para­die­si­schen Gegend. „Ich keh­re in mich selbst zurück und fin­de eine Welt”.

    Wert­her ver­steht sich gut mit dem ein­fa­chen Volk. Damit er nicht als Arrog­gant ver­schrien wird,
    hilft er einer jun­gen Dienst­magd beim Tra­gen ihres gro­ßen Gefäßes.

  9. Mei­ne Weiß­heit reicht für die­sen Fall nicht aus. Die Lite­ra­ri­sche Epo­che wird als Genie­zeit bezeich­net. Der Dich­ter ist Autor die­ser uni­ver­sa­len Zitate:

    1. „ Dahin, dahin, möch­te ich mit dir,
    Oh, mein Gelieb­ter, Ziehn.”

    2. „In der Liebesnächtekühlung,
    die dich zeug­te, wo du zeugtest,
    über­fällt dich frem­de Fühlung,
    wenn die stil­le Ker­ze leuchtet.”

    Kei­ne Fer­ne macht dich schwierig,
    kommst geflo­gen und gebannt,
    und zuletzt des Lichts begierig,
    bist du Schmet­ter­ling, verbrannt!”

    3. „Und er ließ mich freund­lich trinken,
    und ich dacht, es kann der Knabe
    mit der vol­len Lich­ten Gabe
    wahr­lich nicht der Böse sein!”

    4. „ So liebt die Lerche
    Gesang und Luft,
    und Mor­gen­blu­me den Himmelsduft,
    wie ich dich liebe”.

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