Seit Tagen hält das o. g. brennende Frachtschiff mit ca. 3800 Autos an Bord die Menschen an der deutsch-niederländischen Nordseeküste in Atem. Mittlerweile scheint der Brand gelöscht zu sein, denn heute Morgen konnte ich am Borkumer Südstrand zusammen mit vielen Inselurlaubern beobachten, wie die „Fremantle Highway” in Begleitung von insgesamt elf Schiffen und zwei Flugzeugen der niederländischen Küstenwache bei leichtem Südwestwind und ruhiger See vom Ankerplatz vor der westfriesischen Insel Schiermonnikoog aus am Südstrand der ostfriesischen Insel Borkum vorbei in das niederländische Eemshaven geschleppt wurde. Von den elf Begleitschiffen waren nach meiner Beobachtung vier Schlepper im Einsatz. Zwei Schlepper zogen das manövrierunfähige Schiff mit leichter Schlagseite langsam und vorsichtig hinter sich her, während zwei weitere Schlepper für eine seitliche Stabilisierung sorgten. Zwei weitere Schiffe hielten als Vorhut die Fahrrinne im Wattenmeer zwischen der niederländischen Nordseeküste und der deutschen Nordseeinsel Borkum frei. Es folgten weitere Spezialschiffe, die bei einem möglichen Ölverlust in der Lage gewesen wären, das ausgelaufene Schweröl aus dem Meerwasser aufzunehmen.
Für eine lückenlose Luftüberwachung sorgten zwei Propellermaschinen der niederländischen Küstenwache, die ständig um das unbemannte Schiff kreisten.
Wenn man dieses vom tagelangen Feuer gezeichnete Schiffswrack im Weltnaturerbe Wattenmeer live mit den dazugehörigen Begleitschiffen an sich vorbeiziehen sieht, wird einem so richtig bewusst, welche Umweltkatastrophe hätte passieren können. Dieses Gefühl können die Fernsehbilder der vergangenen Tage und die folgenden Fotos leider nicht in dieser Intensität vermitteln.
Da ich mittlerweile seit über dreißig Jahren regelmäßig an die deutsch-niederländische Nordseeküste fahre, darunter ca. zwanzig Segeltouren mit Klassen u. a. auf die westfriesischen Inseln Texel, Terschelling und Vlieland, konnte ich ein tiefes Bewusstsein für die Verletzlichkeit dieses sensiblen und einzigartigen Ökosystems Wattenmeer entwickeln.
Als Kontrast hierzu beobachte ich z. Zt. täglich, wie eine Armada von Frachtschiffen von der Emsmündung durch das Wattenmeer in Richtung Atlantik ihre teils gefährliche Ladung transportiert und damit den Welthandel und letztendlich unseren Wohlstand auf Kosten der Natur am Laufen hält.
Das Schicksal der Fremantle Highway verdeutlicht, dass die ökologischen Ressourcen im Weltnaturerbe Wattenmeer längst aufgebraucht sind, und erinnert an den Erdüberlastungstag am 02.08.2023.
Hierzu verweise ich auf die Website des Regionalen Informationszentrum der Vereinten Nationen (UNRIC) https://unric.org/de/020823-erdueberlastungstag2023/
In Bezug auf den 02.08.2023 heißt es dort: (Zitat)
„Ab dem heutigen Tag sind weltweit alle natürlichen Ressourcen, die die Erde in einem Jahr regenerieren kann, erschöpft. Deutschland habe seine Ressourcen bereits am 04. Mai 2023 erschöpft, so die Berechnungen des Global Footprint Networks (GFN) zum „Earth Overshoot Day“ (Erdüberlastungstag/Welterschöpfungstag).
Auf globaler Ebene habe die Menschheit mit dem 02. August 2023 alles Fleisch, Fisch, Getreide und alle Wälder, die der Planet in einem Jahr produzieren und erneuern könne, aufgebraucht. In den folgenden Monaten werde der wohlhabendere Teil der acht Milliarden Menschen umfassenden Weltbevölkerung nicht nachhaltige Ressourcen auf Pump verbrauchen und dabei Abfälle – vor allem CO2-Emissionen – produzieren, die nicht angemessen bewältigt werden können. Diese Situation hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt, das Klima und unsere Zukunft.” (Zitat Ende)
Wenn Deutschland bereits am 04. Mai seine natürlichen Ressourcen für das laufende Jahr 2023 aufgebraucht hat, heißt das, dass unsere Gesellschaft und damit wir alle ab diesem Datum ökologisch betrachtet auf Kosten anderer Länder und vor allem auf Kosten zukünftiger Generationen leben und sich sozusagen ökologisch im Ausland und bei unseren Kindern und Kindeskindern verschulden. Deshalb plädiere ich für eine ökologische Schuldenbremse, neben der bereits vorhandenen fiskalischen Schuldenbremse im Grundgesetz.
Text und Fotos: Thomas Lauxen