Das ist z. Zt. die Frage der Fragen, die ich gerne dem im Jahr 2014 verstorbenen deutsch-französischen Journalisten Peter Scholl-Latour stellen würde. Peter Scholl-Latour, geboren 1924 in Bochum, war eine Journalistenlegende, Nahostexperte, Islamkenner, Kosmopolit, Weltversteher, Krisenberater, Sachbuchautor und aus meiner Sicht auch ein „Putin-Erklärer“, aber sicherlich kein „Putin-Versteher“ und erst recht kein „Putin-Rechtfertiger“.
In seinem Buch „Der Fluch der bösen Tat“ aus dem Jahr 2015 gibt Peter Scholl-Latour an vielen Stellen deutliche Hinweise zur Beantwortung der o. g. Frage.
Auf Seite 18 schreibt er beispielsweise (Zitat):
“Ob man nun den Präsidenten Rußlands als glühenden und schmerzlich gedemütigten Patrioten oder als machtbesessenen, expansionssüchtigen Autokraten einordnet, eines sollte doch das oberste Gebot einer vernünftigen Beurteilung sein, nämlich die möglichst genaue Kenntnis der charakterlichen Veranlagung sowie der strategischen Zielsetzung dieses ehemaligen KGB-Offiziers.“
Auf Seite 24/25 kann man lesen (Zitat):
„Man muß kein „Putin-Versteher“ sein, um nachzuempfinden, daß das Angebot einer Wirtschaftsassoziation der Ukraine mit der Europäischen Union im Kreml als Vorstufe einer Ausdehnung der NATO nach Osten über den Dnjestr und Dnjepr hinaus empfunden wird. Die Ukraine war aus Moskauer Sicht als europäische Verankerung der „Eurasischen Union“ auserkoren, mit der Putin sein vom westöstlichen „Zangengriff“ bedrohtes Restimperium abzuschirmen suchte. (…)
In London, Berlin und Paris war man unfähig, sich in die Perspektive eines russischen Patrioten zu versetzen, der es als unerträglich empfinden mußte, daß über Estland die US Air Force in unmittelbarer Nachbarschaft von Sankt Petersburg ihre Übungsflüge veranstaltete und daß nach Ablauf des ukrainisch-russischen Vertrages über die Krim Flugzeugträger der US Navy vor der glorreichen Festung Sewastopol ankern würden.“
Im Vorwort zum Buch „Rußland im Zangengriff“ äußert sich Peter Scholl-Latour im August 2007 zur Befürchtung einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den USA und der Russischen Föderation (Zitat):
„Im Januar 2006 war es noch eine kühne Vermutung, im belarussischen Minsk von einer „Rückkehr zum Kalten Krieg“ zu reden. Heute ist das Thema in aller Munde. Natürlich besteht keine Gefahr, daß es jemals zu einer kämpferischen Auseinandersetzung großen Stils zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Russischen Föderation kommt. Diese Befürchtung hat seit der Kuba-Krise nicht mehr real bestanden. Heute würde im Extremfall das Weiterbestehen des nuklearen Patts die ehemaligen Kontrahenten des Ost-West-Gegensatzes zur Räson zwingen.“
Da der „nukleare Patt“ zwischen den Großmächten nach wie vor existiert, hoffe ich, dass auch im Jahr 2022 die Aussicht auf die gegenseitige totale Zerstörung bei einem Angriff, die Konfliktparteien im Sinne Peter Scholl-Latours weiterhin „zur Räson“ zwingt.
Text: Thomas Lauxen
Reagan war auch Schauspieler.
Das sind doch keine Staatsmänner; Wie heißt der Bürgermeister
von Kiew, der schon mal in Deutschland gelebt hat? Er ist Boxer.
Und der andere, der ist Schauspieler.
Vitali Klitschko ist laut Wikipedia Politiker, promovierter Sportwissenschaftler und ehemaliger Boxer. Auf jedenfall handelt es sich bei dem Bürgermeister von Kiew um einen Politiker, der als ehemaliger WBC-Champion durch seinen Sport mehr als genug Geld verdient hat. Die Wahrscheinlichkeit der Korruption ist bei Vitali Klitschko dadurch sicherlich geringer als bei reinen Berufspolitikern, die in ihrem Leben noch nie etwas anderes gemacht haben.
Für Arnold Schwarzenegger (ehemaliger Bodybuilder, Schauspieler und Gouverneur von Kalifornien) war das Gehalt als Gouverneur nach eigenen Aussagen „Kleingeld”, weswegen er darauf verzichtete.
Wie schafft man Frieden?
Wie kann es unter solchen Bedingungen zu einem Friedensschluss kommen?
Schon im Krieg gegen Georgien 2008 hat Russland demonstriert,
dass er seine Einflussphäre mit harter Hand verteidigen wird.
„Russland sollte nicht auf Dauer ein Feind bleiben”,
sagt 93-Jähriger SPD-Politiker,
ehemaliger Bürgermeister Hamburgs Klaus von
Dohnanyi. „Der Krieg in der Ukraine ist nicht unser Krieg. Wir sind für uns verantwortlich, Ukraine ist für sich verantwortlich.
Nur im Dialog kann man erkennen, was der andere will
und wo gemeinsame Fortschritte möglich sind. Putin und Russland wollen nicht, dass Amerikaner an der Grenze Russlands patrulieren können.
Putin ist Aggressor. Ich verurteile diese Aggression. Es gibt
imer noch eine Chance. Aber die Adresse ist nicht Putin,
die Adresse ist Washington.
Selenski hatte recht, als er gesagt hat: „Ukraine konnte auch neutral sein.” Wenn eine solche Erklärung von Beiden käme…”
Das folgende Zitat des Literaturnobelpreisträgers George Bernard Shaw:
„Beware of old men, they have nothing to lose“ („Nehmt euch in Acht vor alten Männern — sie haben nichts zu verlieren!”), passt sowohl zu den Aussagen Klaus von Dohnanyis zum Krieg in der Ukraine als auch Helmut Schmidts zum Ukraine-Konflikt.
Aus dem Deutschen Bundestag
Dr. Alexander Gauland:
„Wenn es nicht um Deutschland, um uns alle ginge, könnte man
fast Schadenfreude empfinden, aber das ist nicht das Ziel.
Ich weiß, es ist schwer, angesichts der Ruinen in einem Angriefskrieg und Millionen Flüchtlinge die Fehler des Westens zu benennen.
Man sollte niemals eine Großmacht demütigen. Nach 1989 was wir getan haben, war eine Demütigung Russlands. Wir haben eine Weltordnung versucht aufzubauen ohne Russland Rücksicht zu nehmen.
Trotz alles was geschehen ist, trotz dieses Angriffskrieges
ist die Europäische Friedensordnung nur mit Russland
und nie gegen das große Land Europas moglich.
Wir können eintereten als ehrliche Makler für eine neutrale
Ukraine. Das wäre die Zukunft. Sanktionen, das russische Volk treffen sind falsch, wie die Lieferung von Angriffswaffen,
die nichts besser, aber vieles noch schlimmer machen.
Ich bin dem Bundeskanzler dankbar, der gesagt hat,
dass wir nicht Teil dieses Angriffsrieges, dieser Auseinandersetzung sind.
Auch ukrainischer Präsident kann nicht wollen,
die Freiheit der Ukraine auf Trümmern Europas
zu errichten.
Am Ende wird eine neutrale und demilitarisierte Ukraine
vor allen Beteiligten das Bekenntnis anfordern,
ob Tod und Zerstörung wirklich notwendig waren
dieses Ergebnis zu erzielen.
Einflussphären verschwinden nicht dadurch,
dass man sie leugnet und ein Abbruch aller Beziehungen zu Russland ändert nichts an seiner Lage, Größe und geopolitischen
Einfluss. Pragmatisches handeln bleibt hier ein oberstes Gebot.
Ich bedanke mich.”
Russen schießen gegen die Russen. Die sollen miteinander reden
und Rest der Welt nicht mit einbeziehen.
Von der Weltmacht USA als „Schurkenland” bezeichnet
zu werden macht traurig und wirkt deprimierend.
Wir kommen aus hohen Kulturen. Syrien war ein Teil
des Römischen Reiches.
Ist Russland jetzt als „Schurkenstaat” eingestuft?
Liebe IGEL-Redaktion,
für die Bemerkung: „Man sollte sich in eine Rolle (Mentalität)
des anderen hineinversetzen” bedanke ich mich recht herzlich.
Welche Rolle kam auf uns, auf Russen zu?
Ich bin nicht so zivilisiert wie der Westen. Es muss auch nicht
alles gleich auf der Welt sein.
Ist doch sonnenklar: Wir können die Leute nicht einfach so überfallen! Wir haben genug Erde, wir Russen.
Wegen der Machtpolitik gibt es Krieg und Konfrontation
zwischen Westen und Russland.
Zunächst zum Verhältnis des Westens zum Russland:
1989. Uns haben beigebracht, was Freiheitsbeschränkung bedeutet, uns haben „die Augen geöffnet”,
in dem wir unseren primitiven Zustand erkennen sollten. Seitdem brachen Konflikte
auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR aus. Einige Nachbarn
(nicht alle) haben jeden Tag neue Provokationen für mich; In jedem Lebensbereich: Wissenschaft, Kunst, Alltag wird
der Russe diskriminiert, als Bedrohung, als Personifizierung des
Bösen dargestellt, dem nichts heilig ist.
Uns haben zum Affen gemacht.
Wie lange soll die Welt mich noch hassen?
Im Krieg sind die einen immer die Guten, die anderen _ die Bösen.
Die Guten werden unterdrückt, die Bösen verhalten sich ungeheuerlich.
Ist diese Behauptung immer richtig? Ich würde sagen: Nein.
Aus dem Buch „Falsehood in Wartime“ des britischen Politikers, Schriftstellers und Pazifisten Arthur Ponsonby stammt der berühmte Satz: „When war is declared, truth is the first casualty.“ (Sinngemäß: Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.)
Außerdem beschrieb er im Jahr 1928 die Gesetzmäßigkeiten der Kriegspropaganda, die von der belgischen Historikerin Anne Morelli in ihrem Buch „Princips élémentaires de propagande de guerre“ aus dem Jahr 2001 nach Wikipedia folgendermaßen ausformuliert wurden:
„1. Wir wollen den Krieg nicht.
2. Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung
für den Krieg.
3. Der Führer des Gegners hat dämonische Züge („der
Bösewicht vom Dienst“).
4. Wir kämpfen für eine gute Sache.
5. Der Gegner kämpft mit verbotenen Waffen.
6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns
handelt es sich um Irrtümer aus Versehen.
7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.
8. Angesehene Persönlichkeiten, Wissenschaftler, Künstler
und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.
9. Unsere Mission ist heilig.
10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf
der Seite des Gegners und ist ein Verräter.“
Nach Arthur Ponsonby bzw. Anne Morelli gehen die Kriegsparteien bei der Veröffentlichung von Kriegsnachrichten nach dem o. g. Schema vor.
Krieg könnte durch Brückenbau zu Russland
beendet werden.
Mir fehlt das Wissen, die Sache richtig einzuschätzen.
Sowohl in der Corona-Krise, als auch in Ukraine-Konflikt
zeigt aus unserer Sicht wertschätzende Haltung
die neu gegründete Partei (2013)
Alternative für Deutschland.
Dr. Alexander Gauland: „ Bei einer solchen Situation Schuld
nur auf einer Seite zu legen, wäre weniger richtig. Nachbar sollte man nicht unnötig reizen.”
Wozu Krieg, anstatt einander zu lieben? Aus welchen Ursachen
wird man zum Tyrannen, der seine Macht dazu missbraucht,
das Leben anderen zu vernichten?
Der Krieg wird noch dauern, wegen der Unfähigkeit sich rational
zu verhalten; wegen der Unfähigkeit zu lieben.
Krieg könnte durch Zugeständnisse
beendet werden.
Zugeständnis: Entgegenkommen in einer bestimmten Angelegenheit, wobei bestimmte Wünsche, Bedürfnisse der anderen berücksichtigt werden; Haltung, sich auf Interesse eines anderen einzustellen, womöglich unter Vernachlässigung eigener Interessen.
Hierzu schreibt Peter Scholl-Latour in seinem Buch „Russland im Zangengriff” auf Seite 24 (Zitat):
„Es macht keinen Sinn, einen Gegner, und sei er noch so tückisch, zu verteufeln und gegen ihn zu polemisieren. Man muss sich in seine Mentalität versetzen, seine geheimen Absichten aufspüren, um sie durchkreuzen zu können, und dafür muß man mit ihm im Gespräch bleiben.”
Vor dem Hintergrund der z. Zt. laufenden Waffenstillstandsverhandlugen erscheint eine öffentliche Dämonisierung Putins, nach den Worten Peter Scholl-Latours, eindeutig kontraproduktiv zu sein.
Rosenkranz beten . Das ist die mächtigste Waffe.
Zum Thema „Rosenkranz beten” weise ich auf eine Textstelle im Lukasevangelium 14,31 hin (Zitat): „Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
Kann er es nicht, dann schickt er seine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden.” (Zitat Ende)
Leider fehlt mir das theologische Know-how, um diese Bibelstelle richtig zu interpretieren. Trotzdem drückt sich Jesus aus meiner laienhaften Sicht hier sehr klar und eindeutig aus.
„Imperien kommen und gehen, wie in einer Wellenbewegung”,
schreibt arabischer Historiker Ibn Khakdun (1332 _ 1406).
Wir sind alle eins, Teile eines Universums.
Die Erdbevölkerung wächst und die Resourcen werden weniger.
Mal heißt es „Kampf gegen den internationalen Terrorismus”,
mal _ „Die Völker sollen Demokratie lernen”, mal steht
eine Großmacht als „Helfer” und „Befreier” da.
In Wirklichkeit geht es um die geopolitische Interessen.
Ukraine ist meine Vergangenheit, Ukraine ist meine Identität,
wir haben gemeinsame Wurzeln
und mit dem Neutralstatus ist die Sicherheit der Ukraine besser
gewehrleistet als mit der Verflechtung in die Europäische Union.