Dieses Foto vom November 1989 zeigt den ehemaligen Berliner Grenzübergang Chausseestraße vom Westen aus in Richtung Ostberlin aufgenommen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man im hinteren Bereich auf einer weißen Wand das DDR-Staatswappen als Zeichen für das dort beginnende Staatsgebiet der DDR:
Rechts davon sieht man die Wachposten des DDR-Grenzschutzes in der Nähe des heruntergelassenen rot-weißen Schlagbaums. In diesem Bereich wurde am 08. April 1989 der letzte Schuss, angeblich als Warnschuss, zur Vereitelung eines Fluchtversuchs von zwei jungen Männern aus Ostberlin, abgegeben.
Die beiden Männer wurden daraufhin wenige Meter vor dem Erreichen des Berliner Westteils festgenommen. Ein gutes halbes Jahr später konnten die ehemaligen „Republikflüchtlinge” dann völlig legal und als freie Männer die nun offene Grenze zwischen West- und Ostberlin gefahrlos passieren.
Das detaillierte Fluchtprotokoll kann man in den Stasi-Unterlagen unter folgendem Link nachlesen:
Liebe IGEL-Leser. Aus aktuellem Anlass – Tag der Deutschen Einheit – veröffentlichen wir heute für euch den interessanten Zeitzeugenbericht mit Fotos (Erstveröffentlichung im IGEL am 17.11.2019) von Thomas Lauxen:
Vom 29.10. bis 10.11.1989 hatte ich das aus heutiger Sicht historische Glück ein Betriebspraktikum in der Landesgeschäftsstelle Berlin der Debeka-Krankenversicherung absolvieren zu dürfen.
Weiterhin hatte ich das große Privileg, dass ich im Rahmen dieses Praktikums dem gleichaltrigen Sohn des damaligen Bezirksdirektors zugeordnet wurde, der daraufhin seinen Vater fragte, was er mit mir anstellen solle, worauf der Vater in Kenntnis der politischen Entwicklungen der vorausgegangenen Wochen und in weiser Voraussicht der folgenden Ereignisse seinem Sohn mit Augenzwinkern den Auftrag erteilte, mir die Stadt zu zeigen.
Also bekam ich nicht nur den Kudamm mit Tauentzienstraße (inklusive Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Europacenter, KaDeWe, Bahnhof Zoo usw.) als damaliges Zentrum Westberlins, sondern auch die weniger bekannten aber nicht minder interessanten Ecken der Stadt gezeigt, an denen sich normalerweise keine Touristen aufhielten.
Westberlin galt damals schon als die Stadt, die nie schläft, weil sich das komplette Stadtleben in sehr engen abgeschotteten Grenzen abspielen musste und zu dieser Zeit die Sperrstunde bereits abgeschafft war, d. h., dass hier keine offizielle Nachtruhe existierte und es für Kneipen, Gaststätten usw. keine Begrenzung der Öffnungs- und Ausschankzeiten und damit auch keine letzte Bestellung gab.
Also habe ich mich dem Image der schlaflosen Stadt fast zwei Wochen lang angepasst und in dieser Zeit kaum ein Bett gesehen. Stattdessen habe ich sowohl West- als auch Ostberlin sehr intensiv kennengelernt und das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben mit all seinen Facetten und Ausprägungen regelrecht aufgesaugt und verinnerlicht.
Die beiden folgenden IGEL-Artikel vom 17.11.2019 und vom 7.9.2021 werden offenbar gerne gelesen und regen bei unseren Lesern weiterhin zur Abgabe von Kommentaren an – danke dafür:
Bei dieser Aufnahme Anfang November 1989 vom Westberliner Stadtteil Zehlendorf aus handelt es sich um die Knesebeckbrücke, die damals Berlin-Zehlendorf (West-Berlin) mit Teltow (einer Kleinstadt am südwestlichen Stadtrand vom damaligen Ost-Berlin) verbinden sollte. Die Brücke überquert den Teltowkanal, wurde bereits im Jahr 1952 von der DDR aus gesperrt und zählte damals nicht gerade zu den touristischen High-Lights, die West-Berlin zu bieten hatte. Trotzdem oder gerade deshalb fuhr mein damaliger Kollege und Westberliner Privatguide mit mir extra nach Berlin-Zehlendorf, um mich mit dieser verrammelten Stahlkonstruktion sowohl optisch als auch emotional zu konfrontieren. „Erinnerungen an die Novembertage 1989 bis zum Mauerfall am 09.11. (TEIL 3) – ein Zeitzeugenbericht“ weiterlesen