Routkäppsche op Eefeler Platt I

In unse­rer schö­nen Eifel wird immer noch von Dorf zu Dorf ver­schie­den das Platt gepflegt. Auch vie­le von unse­ren Schü­le­rin­nen und Schü­lern sind mehr oder weni­ger min­des­tens zwei­spra­chig, indem sie daheim ihr Platt pfle­gen, in der gro­ßen wei­ten Welt aber auch das Hoch­deutsch beherr­schen. Wie unter­schied­lich unser „Eefe­l­er Platt” klingt, könnt Ihr hier anhören:

Die Ers­te, die das bekann­te Mär­chen Rot­käpp­chen der Gebrü­der Grimm für uns auf Lüne­ba­cher Platt auf­ge­nom­men hat, ist Sara Kockel­mann, die ihren Abschluss bei uns gemacht hat. Viel Spaß beim Anhö­ren und dan­ke, Sara!!!

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/84/OffterdingerRotkappchen_%282%29.jpg

Hier ist der Text für Euch zum Mit­le­sen und/oder ‑lachen:

Rot­käpp­chen (frei nach den Gebrü­dern Grimm)

Es war ein­mal ein klei­nes nied­li­ches Mäd­chen. Das bekam von sei­ner Groß­mutter eine feu­er­ro­te Samt­kap­pe mit einer Bom­mel dar­an. Dar­in sah die Klei­ne so hübsch aus, dass sie gar kei­ne ande­re Müt­ze mehr auf­setz­te, und so kam es, dass sie von der gan­zen Nach­bar­schaft Rot­käpp­chen genannt wur­de. Eines Tages sag­te die Mut­ter zu der Klei­nen: „Komm mein Kind, nimm den Korb und brin­ge ihn hin­aus zu der Groß­mutter, sie hat gera­de tele­fo­niert, dass es ihr heu­te nicht gut geht.“

„Was ist in dem Korb?“ frag­te Rotkäppchen.

„Eine Fla­sche Apfel­wein, eine Büch­se Ölsar­di­nen und einen Rührkuchen.

Dass du mir aber nicht unter­wegs vom Kuchen isst. Wenn du Hun­ger hast, isst du dei­ne Bro­te mit Honig, verstanden?“

Rot­käpp­chen ver­sprach schön zu fol­gen und hüpf­te fröh­lich in den Früh­ling hin­aus, bis sie nach einer Vier­tel­stun­de im Wald war. Da kam plötz­lich ein Wolf angelaufen.

- Was das für ein Tier ist, wollt ihr wis­sen? Jetzt stellt euch ein­mal Pet­zolds Hund vor, denkt ihn euch noch ein Stück grö­ßer, dazu einen viel spit­ze­ren Kopf und glü­hen­de Augen, und da habt ihr einen Wolf. -

So ein Tier kam also aus dem Busch und mein­te: „Zu wem willst du denn, Rot­käpp­chen?“ „Zur Groß­mutter.“ „Aber weißt du, da wür­de ich aber der alten Frau ein paar Blüm­chen mit­neh­men. Das gehört sich ein­fach so für ein gebil­de­tes Enkel­kind.“ „Du hast eigent­lich Recht“, sag­te Rot­käpp­chen, stell­te ihren Korb unter eine Tan­ne und bück­te sich nach Ane­mo­nen und Pri­meln. Sie hat sich aber nicht mit der Wur­zel raus­ge­zo­gen wie ihr, son­dern jedes ein­zel­ne vor­sich­tig abge­knipst. Der Wolf lach­te in sich hin­ein und lief zur Groß­mutter. Dort sprang er mit einem Satz in das Häus­chen, rann­te durch die gute Stu­be und dann hin­ter in die Kam­mer und ver­schlang die alte Frau.

Sie hat­te über­haupt kei­ne Zeit, um Hil­fe zu rufen, da saß sie schon im Wolfs­bauch drin. Na und da war es natür­lich zu spät. Hier­auf kroch das böse Tier in das Bett, deck­te sich bis hoch zu und stülp­te sich Groß­mutters vio­let­te Nacht­müt­ze über sein Gesicht. Nach einer Wei­le kam Rot­käpp­chen und wun­der­te sich, dass die Tür auf­stand. Na, wahr­schein­lich wird die Groß­mutter gera­de lüf­ten, dach­te sie und lief in die Kam­mer. Da fiel ihr nun gleich auf, dass die alte Frau heu­te so einen fürch­ter­lich gro­ßen Mund hatte.

„Aber mei­ne gute Groß­mutter“ mein­te sie „wie siehst du denn aus? Du hast wohl die Maul­sper­re bekom­men?“ Sie beug­te sich ein biss­chen tie­fer über das Bett. Da riss der Wolf den Rachen auf und schlang auch noch das klei­ne Mäd­chen run­ter. Die Groß­mutter rück­te ein biss­chen bei­sei­te, und nun saßen bei­de drin in dem Wolfs­bauch. Wenn wir wenigs­tens den Kuchen mit hier hät­ten, dach­te Rot­käpp­chen. Aber reden konn­te sie nicht, denn die Luft war ganz sti­ckig und schnür­te ihr die Keh­le zu. Der Wolf schlief nach dem Rekord­früh­stück ein und schnarch­te so laut, dass drau­ßen die Baum­stäm­me wackelten.

Da kam ein Jäger ange­lau­fen, er hör­te das Schnar­chen und dach­te: Ich kann mir nicht hel­fen. Das ist doch direkt unweib­lich von der alten Frau, so drauf­los zu ras­seln! Dann ging er hin­ein ins Haus und merk­te natür­lich gleich, wen er da im Bett vor sich hat­te. „Hab‘ ich dich end­lich erwischt, du fre­cher Halun­ke!“ rief er, hol­te aus der Küche die Geflü­gel­sche­re und schnip­pelt behut­sam den Wolf­bau­ch auf. Das war viel­leicht eine Freu­de, als die bei­den wie­der ans Tages­licht gerollt waren! Die alte Frau putz­te ihre Bril­le, die da drin ganz ange­lau­fen war. Rot­käpp­chen stopf­te den Wolfs­bauch voll Koh­len aus dem Koh­len­kas­ten und näh­te dann das böses Tier wie­der zusam­men. Und als der Wolf wie­der auf­wach­te und sich heim­lich aus dem Staub machen woll­te, fiel er auf den Bettvorleger.

Die Groß­mutter, Rot­käpp­chen und der Jäger tran­ken den Apfel­wein, mach­ten sich die über die Ölsar­di­nen her und teil­ten sich den Kuchen. Sie waren sehr froh, dass die Sache noch so schön abge­lau­fen war. Nun nehmt euch dar­aus eine Leh­re – beson­ders ihr Mäd­chen: Es ist immer bes­ser, ein weib­li­ches Wesen küm­mer­te sich über­haupt nicht dar­um, wenn sie unter­wegs ange­spro­chen wird, denn man kann nie wis­sen, was dahintersteckt.

 

4 Antworten auf „Routkäppsche op Eefeler Platt I“

  1. Dia­lek­te sind nur noch sel­ten zu hören. Wir kön­nen mit zwölf
    schon Eng­lisch und Omas Dia­lekt ver­ste­hen nicht mehr. Wir lernen
    von vie­len Kul­tu­ren und ken­nen die eige­ne am wenigsten.
    Han­dys und Com­pu­ter kön­nen die dörf­li­che Wär­me nicht ersetzen.

  2. Jede Spra­che hat ihre Mär­chen. Vie­le wer­den münd­lich überliefert.
    Mär­chen wer­den von vie­len Men­schen gele­sen und weitererzählt.
    Vie­le Mär­chen wer­den in ande­re Spra­chen über­setzt. So gibt es
    „Rot­käpp­chen” der Brü­der Grimm in vie­len Spra­chen. Ich habe es
    als Kind gelesen.

  3. Jedes Dorf spricht ein wenig anders, als sein Nachbarort.

    Unter dem Titel „Eifel Ein­sich­ten” /TV, 30. 01. 2021/
    erklärt Mag­da Backes das Wort „Drieh­be­g­gel” ( Drehbeutel)
    als Aus­druck der unpro­duk­ti­ven Arbeit.
    „Wer drei Tage ein Ei schält und kriegt nichts fertig. ”

    Eife­l­er Platt ist reich an bild­haf­ten Ausdrücken.

    1. Das ist für die Katz.
    /Mühe völ­lig sinnlos/

    2. Ich muss nicht ins Heu.
    /Ich habe Heu­te nichts vor/ 

    3. Nahe ans Was­ser gebaut.
    /sehr schnell anfängt zu weinen/

    4. den Buckel runterrutschen
    / meist als Auf­for­de­rung, jeman­den in Ruhe lassen/

    5. Den wür­de ich auf den Blocks­berg schicken.
    / Ihn am liebs­ten ganz weit weg sehen/

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