Eigentlich wollte ich mit einem Igelbericht über die tödliche Ballonflucht von Winfried Freudenberg im März 1989 aus der DDR nach Westberlin die „Erinnerungen an die Novembertage 1989 bis zum Mauerfall am 09.11.1989“ beenden.
Leider wurde der Mauerfall vom 09.11.1989 und dessen positive Folgen am 24.02.2022 abrupt beendet und hat uns aus unserer scheinbar unbegrenzten Wohlstands- und Friedensillusion schlagartig herauskatapultiert.
Wir hatten uns in unserer menschlichen Naivität bereits an einen ewigen Frieden als Selbstläufer in Europa gewöhnt und sind nun auf dem Boden der menschlichen Realität knallhart aufgeschlagen. Die Tatsache, dass wir seit nunmehr fast 80 Jahren keinen militärischen Konflikt im eigenen Land erleben mussten, war alles andere als selbstverständlich, denn Kriegs- und Friedenszeiten haben sich in der Menschheitsgeschichte immer abgewechselt und werden sich ohne aktive friedensstiftende Maßnahmen auch weiterhin abwechseln. In der Bergpredigt heißt es: „Selig sind die, die Frieden stiften“ und nicht, wie es Franz-Josef Strauß einmal formuliert hat, die, die von Frieden reden.
Die friedensstiftende Maßnahme der Nato während des kalten Krieges der 1970er und 1980er Jahre war eine starke militärische Präsenz im westlichen Verteidigungsbündnis bei gleichzeitig vorhandener Abrüstungs- und Verhandlungsbereitschaft mit den Staaten des Warschauer Pakts als Grundlage einer europäischen Friedensordnung nach dem Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung.
In dem Buch „Russisches Roulette“ aus dem Jahr 2019 von Horst Teltschik, dem ehemaligen stellvertr. Leiter des Bundeskanzleramtes und Chef der Abteilung für auswärtige Beziehungen unter Helmut Kohl, kann man in den Kapiteln „Auf dem Weg in die Konfrontation“ und „Was tun“ zur Frage „Wie kann der Krieg in der Ukraine möglichst schnell beendet werden?“ Folgendes lesen: (Zitat)
„Russlands verdeckte militärische Intervention in der Ostukraine und die Annexion der Krim sind ein schwerwiegender Bruch der europäischen Friedensordnung von 1990. Das darf man nicht verharmlosen. Es ist auch nicht zu entschuldigen. So sehr Moskau sich durch die Ereignisse in der Ukraine herausgefordert gefühlt haben mag: Der Einsatz militärischer Mittel hätte tabu sein müssen. Durch ihn ist der Konflikt zwischen Russland und dem Westen auf eine ganz neue Ebene gehoben worden.
Doch stellt sich nichtsdestotrotz die Frage, welche Schlussfolgerungen aus dem russischen Verhalten zu ziehen sind und wie der Westen auf Moskaus Provokationen reagieren soll. Helfen nur Härte und Aufrüstung? Muss Russland sich durch Nachgeben das Vertrauen des Westens erst wieder erarbeiten? Oder sollte der Westen ebenfalls Angebote machen? (…)
Man setzt darauf, Moskau durch Aufrüstung und Geschlossenheit abzuschrecken, und macht Schritte der Entspannung davon abhängig, dass Russland einlenkt und sich das Vertrauen des Westens durch Nachgeben langsam wieder verdient. Da die Nato davon ausgeht, selbst keine Verantwortung für die Eskalation zu tragen, sondern einer einseitigen Aggression Russlands gegenüberzustehen, werden auch keine Angebote unterbreitet, die Moskau wieder zur Kooperation zurückführen könnten. (…)
Die Nato verfolgt gegenwärtig eine unflexible, starre Strategie, die einseitig darauf setzt, dass der Gegner nachgibt, wenn man nur geschlossen hart bleibt und keinen Zweifel an der eigenen Bereitschaft zur weiteren Eskalation lässt. Doch bei Lichte betrachtet ist das eine sehr gefährliche Vorgehensweise. Denn was passiert, wenn Russland nicht nachgibt? Sollte man Moskau nicht den Weg über die Brücke etwas erleichtern?“ (Zitat Ende)
Text: Thomas Lauxen
„Ein König beauftragte die Gelehrten seines Landes
für ihn alles Wissenswerte der Welt aufzuschreiben.
Die Gelehrten machten sich bald an die Arbeit
und legten sie das Ergebnis in tausend Bänden vor.
Der König sagte: „Kürzt alles auf das Wesentliche. Schreibt mir nur das Wesentliche.”
Da fassten die Gelehrten
das Wesentliche der Geschichte der Menschheit in einem einzigen Satz zusammen:
„Sie lebten, sie litten, sie starben. Und was zählt und überlebt,
ist die Liebe.”
/DasWesentliche, nach Willi Hoffsümmer/
Wir erleben „Zeitenwende” und „Epochenbruch”.
Die „Zeitenwende” ist mehr als nur der Bruch zwischen Russland und Westen. Wohin führt uns der „Epochenbruch”?
Wir befinden uns in mehreren Krisen. Ohne Änderung werden diese Krisen nicht gelöst.
„Wir sind in einer Auseinandersetzung, die uns nicht betrifft, längst Partei geworden und wir werden es jeden Tag mehr. Wir rutschen auf einer schiefen Ebene in die Teilnahme an einem Konflikt, der nicht der unsere ist.
Es ist einfach nicht wahr, dass in der Ukraine auch unsere Freiheit verteidigt wird… Die Ukraine verteidigt sich in einem postsowjetischen Konflikt…
Es ist nicht unser Konflikt. Er berüht keine deutschen Interessen,
die Folgen allerdings sehr wohl”.
Die Rede vom Bundestagsabgeordneten Dr. Alexander Gauland hat mich überzeugt. Er sagt genau das über die Ukraine Konflikt,
was ich denke.
Russland hat seit 1991 mehrmals in seiner direkten Nachbarschaft
militärisch eingegriffen, um Zerfall des eigenen Landes zu stoppen
(Tscheschenien, 1999; Georgien, 2008; Ukraine, 2014).
In wenigen Wochen hat der Ukrainekrieg Europas Sicherheitspolitik
mahr verändert, als viele andere Entwicklungen seit 1989.
In Kremel heißt es, Ukraine zu „entmilitarisieren” und
„entnazifizieren”.
„Was ist für Deutschland heute Sicherheit?”, mit großen Sorgen
spricht darüber ehemaliger Minister für Bildung und Wissenschaft Klaus von Dohnanyi:
_ Die USA haben gesagt, sie verteidigen Ukraine. Was ist denn
das Ergebnis? Der Krieg wird nicht in den USA geführt zur Verteidigung, sondern in der Ukraine. Die USA halten sich mit recht heraus, weil es sonst noch gefährlicher würde.
Im Gründe genommen _ der Krieg wird geführt mit der Zerstörung der Ukraine.
Die Sicherheitsinteressen von den USA können nicht
Sicherheitsinteressen Eoropas sein. Wenn ein Land
7 000 km von uns getrennt ist, dann haben die natürlich
andere Sicherheitsinteressen als wir. Die Amerikaner haben andere Interesen, die unsere Interessen nicht sind.
Moderator: _ Sie haben in Amerika studiert und in Detroit gearbeitet. Würden Sie sich heute als enttäuschter
Transatlantiker bezeichnen?
Klaus von Dohnanyi: Ich bin mit dem Herzen
immer eng bei den USA, aber wenn ein Freund einen fehler macht, muss man ihm das sagen. Und dieser Fehler
ist gefährlich für Europa und gefährlich für Deutschland.
Wir sollten offen mir den USA darüber reden.
Man muss unter den Freunden eine offene Sprache haben, wenn man eine Wertegemeinschaft ist (die was anderes ist als nationale Interessen), dann muss man in dieser Wetregemeinschaft die unterschiedlichen Interessen erkennen,
die aussprechen und politisch klären. Die haben völlig andere Interessen als wir, was unsere Sicherheit angeht,
übrigens auch was unsere Ökonomik angeht.
Unsere Außenministerin Annalena Baerbock hat angekündigt,
Deutschland wolle Abhängigkeit von Energielieferungen
aus Russland „auf null” reduzieren.
Dazu erklärt Unternehmensberaterin Alice Weidel (AfD):
„Wir müssen uns vorstellen, wofür Öl und Gas verbraucht wird.
Es betrifft Lieferketten, die hier ausfallen.
Wir haben hier große Maschinen, die gar nicht mehr laufen können.
Das sind 100 000 Arbeitsplätze, die wegfallen.
Katar hat noch nicht mal Brüchstücke des Bedarfs.”
„Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein. Es wird Tag kommen, an dem der Hass, der im Krieg unvermeidlcih scheint, überwunden wird”. Für diese Politik erhielt Willy Brandt 1971 Friedensnobelpreis.
Bei der Diskussion über den Ukraine-Russland-Konflikt
hört man bei den Volksparteien (CDU, SPD, Grünen, FDP) einseitige Schuldzuweisungen gegen Russland.
AfD-Abgeordnete Dr. Alexander Gauland
macht klar: Wir brauchen eine Außenpolitik, die auch russische
Perspektive berücksichtigt:
„Wir wissen seit langem, dass Nato ein Verteidigungsbündnis ist
und Putin, wenn er nicht Angst vor Freiheit hätte,
die Nato nicht zu fürchten bräuchte.
Es kommt eben nicht nur auf unsere Einschätzung der Nato an,
sondern auf russische Sicht. Seit der Deutsche Wiedervereinigung erleben die Russen
ein unaufhaltsames Vorrücken eines ihnen entgegengesetzten
Militärbündnisses gegen die russische Grenzen. Deshalb ist es falsch diesen Konflikt mit schweren Waffen anzuheizen.
„Jede militärische Lösung führt in die Katastrophe”, sagte Erich Vad, ehemaliger militärpolitischer Berater Markels. Der Krieg
lasse sich nur mit einem Kompromiss beenden
und nicht mit einem Sieg der einer oder anderer Seite.”
Auch die USA duldeten keine fremde Macht in ihrem Hinterhof.
Ukrainer und Russen sollten miteinander ins Gespräch kommen.
Ukrainer sollten, wie wir, Russen auch, lernen in Frieden und Harmonie mit den Nachbarländern zu leben.
„Das Glas ist halb voll” und „Das Glas ist halb leer.” In diesen
Sätzen wird eine Sitiation beschrieben, die man auf zwei Weisen
interpretieren kann.
Mittlerweile sind es 32 Jahre her, dass Sowjetischer Staat zu existieren aufhörte. Hier, im Westen wird Zerfall als Befreiung
angesehen, „Abschied vom Sozialismus” _ als eine „andere Ordnung”.
1989. Verbotene Werke aus der Literatur war zugänglich für die Öffentlichkeit. Vorher war Sowjetunion das Land des Schweigens, in dem nur ausgesprochen werden durfte,
was Herrschaft nicht in Frage stelte.
Wladimer Putin nennt Zusammenbruch der Sowjetunion
„die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts”.
In Russland bleibt 1989 und Erinnerung an Systemwechsel mit Chaos assoziert. Ukraine ist nur ein Bruchteil davon.
Das Chaos befeuert das Sehnsucht nach sozialer Absicherung
und politischer Stabilität.
Unsere Wahrnehmung, Verhaltensmuster,
Emotionen prägte multinationaler Staat.
Ist das Glas halb voll oder halb leer?