Das wollte die achtjährige Virginia vor 122 Jahren von der Zeitung „New York Sun“ wissen. Denn auf die verwies ihr Vater Virgina, die ihm diese Frage zuerst stellte. Die Antwort der Redaktion berührt uns auch heute noch immer zutiefst. So sehr, dass wir die Frage direkt auch Herrn Dr. Joachim Streit, unserem Landrat, im IGEL-Interview am 05.12.19, stellten. Seine Antwort auf diese Frage wie auf andere existenzielle Fragen wie die anstehenden Investitionen in unsere Schule (Gebäude, Internet…) könnt Ihr im Interview kommende Woche nachlesen.
Wie Frage und Antwort 1897 lauteten, lest Ihr hier:
„Ich bin acht Jahre alt. Einige meiner kleinen Freunde sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der „Sun“ steht, ist immer wahr. Bitte sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?” Virginia O’Hanlon.
Die Frage war dem Chefredakteur der „Sun“ so wichtig, dass er einen erfahrenen Journalisten, Francis P. Church, beauftragte, Virginias Frage in der Zeitung zu beantworten. Die Antwort bewegte Millionen Menschen weltweit, dass sie Jahr für Jahr bis zum Einstellen der Zeitung im Jahr 1950 immer wieder auf dem Titelblatt der „New York Sun” erschien.
Und hier kommt die Antwort von Francis P. Church auf Virginias Frage:
„Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie sind angekränkelt vom Skeptizismus eines skeptischen Zeitalters. Sie glauben nur, was sie sehen: Sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, Virginia, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und die Großherzigkeit und die Treue. Und du weißt ja, dass es all das gibt, und deshalb kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Sie wäre so dunkel, als gäbe es keine Virginia. Es gäbe keinen Glauben, keine Poesie – gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das ewige Licht der Kindheit, das die Welt erfüllt, müsste verlöschen.
Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben. Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle an Heiligabend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht – was würde das beweisen?
Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens Kindern und Erwachsenen unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken – geschweige denn sie zu sehen –, das vermag nicht der Klügste auf der Welt.
Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die größte Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein. „Ist das denn auch wahr?“, kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer, und nichts ist beständiger.
Der Weihnachtsmann lebt, und ewig wird er leben. Sogar in zehn mal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.
Frohe Weihnacht, Virginia!
Dein Francis Church”
Und jetzt seid Ihr am Zug – gibt es einen Weihnachtsmann? Wie denkt Ihr darüber? Bitte schreibt uns!!!
Julian Inselberger, 10b
IGEL-Adventskalender-Logo: Mia Sierra, 5a
Ja, es gibt einen, der heißt so wie seine Eltern. Ich weiß, meine Mutter, wenn ich vom Bett aufstehe, die ist immer neben dem Weihnachtsbaum.
Klar gibt es den Weihnachtsmann, sonst wären nicht am nächsten Morgen alle Kekse weg.
Die entscheidenden Sätze in Francis P. Churchs beeindruckender Antwort auf Virginias Frage lauten:
„Aller Menschengeist ist klein, Virginia, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.“
Die Menschen und insbesondere die Naturwissenschaftler entwickeln zur Erklärung von unbegreiflichen Phänomenen entsprechende Modelle, wie z. B. Dinosauriermodelle in dem Film Jurassicpark oder verschiedene Atommodelle, mit deren Hilfe man nur einen Teil der Wirklichkeit/Wahrheit beschreiben und erklären kann, weil der menschliche „Ameisenverstand“ wie im Beispiel des Atoms eben nicht ausreicht, um „die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen“.
Da Modelle nur Teile der Wirklichkeit beschreiben und erklären, können sie nicht falsch oder richtig sein, sondern allenfalls geeignet oder ungeeignet.
Der Weihnachtsmann steht sozusagen als Modell für das Gute im Sinne von Großzügigkeit Warmherzigkeit, Nächstenliebe usw., für einen bedeutsamen Teil unserer Welt und deshalb muss man seine Existenz klar anerkennen.
Die Frage nach der Existenz des Weihnachtsmanns ist in unserer christlich abendländischen Tradition gleichbedeutend mit der Frage nach der Existenz des Christkindes und damit letztendlich nach der Existenz Gottes.
Der russische Schiffsbauingenieur und Mathematiker Alexei Nikolajewitsch Krylow (1863–1945), hat sich zu Beginn des vorherigen Jahrhunderts konkrete Gedanken über den Aufenthaltsort Gottes gemacht und folgendes Modell entwickelt:
„Der russische Mathematiker Krylow hat herausgefunden, dass der Thron Gottes von der Erde neun Lichtjahre entfernt ist. Während des russisch-japanischen Krieges 1905 wurde in den orthodoxen Landeskirchen um den Sieg gegen den Feind gebetet. Die Antwort traf ein nach 18 Jahren. Neun Jahre waren nämlich vergangen, bis die Gebete die göttlichen Ohren mit Lichtgeschwindigkeit erreichten, und weitere neun Jahre, bevor die Antwort mit der gleichen Geschwindigkeit auf der Erde eintraf – als Erdbeben, von dem Japan 1923 heimgesucht wurde.“ (Nachzulesen in dem Buch „Die Einstein-Rosen-Brücke” von Johannes von Buttlar (S. 130).)
Unter der Bedingung, dass ein russlandfreundlicher Gott in der Kommunikation mit den Menschen seinen eigenen Naturgesetzen (hier die Lichtgeschwindigkeit als maximale Geschwindigkeit) unterworfen ist sowie spontan und ohne Bedenkzeit antwortet, ist das Modell des neun Lichtjahre entfernten Thron Gottes sehr originell und sicherlich geeignet, den unerwarteten Sieg Russlands über den damaligen Feind Japan zu erklären. Nicht mehr und nicht weniger.
Um das Phänomen „Gott“ in seiner Gesamtheit zu erfassen, reicht der „Ameisenverstand“ des Menschen nicht aus.
Prüm, 08.12.2019
Thomas Lauxen
(Chemielehrer)