Lisa erzählt: Flashback

Kennt ihr die­se Träu­me, in denen ihr immer wie­der auf­wacht, euch aber trotz­dem noch im Traum befin­det? Wenn ihr ver­sucht zu flie­hen, wacht ihr ganz plötz­lich wie­der am Anfang auf. Immer und immer wieder.
Ich den­ke, in einem solch end­los schei­nen­den Traum befin­de ich mich gera­de. Oder soll­te ich lie­ber Alb­traum sagen?

Mein Herz rast. Ruck­ar­tig set­ze ich mich auf. Mein Rücken schmerzt von dem har­ten Boden, auf dem ich gele­gen habe. Mal wie­der bin ich in die­sem kal­ten und dunk­len Raum auf­ge­wacht. Ich habe auf­ge­hört zu zäh­len, wie oft das jetzt schon pas­siert ist.
Flu­chend ste­he ich auf und gehe zu der schwe­ren Eisen­tür rechts von mir. Ich habe es mal wie­der nicht geschafft zu ent­kom­men, bevor es mich ein­ge­holt hat. Aber auf­ge­ben ist kei­ne Opti­on. Jeden­falls nicht, wenn ich wie­der in die Rea­li­tät zurück­keh­ren möch­te, nicht wenn ich die­sem Alb­traum end­lich ent­flie­hen will. Denn nichts ande­res ist das hier, ein Alb­traum. Wie könn­te so etwas auch real sein? Das geht ein­fach nicht. Doch da ich das hier ganz sicher träu­me, muss es doch einen Weg geben auf­zu­wa­chen oder? Ich ver­su­che, die auf­kom­men­den Zwei­fel abzu­schüt­teln und grei­fe nach der Klinke.
Wie immer klemmt die Tür kurz, bis ich sie mit einem star­ken Ruck öff­nen kann. Der dahin­ter zum Vor­schein kom­men­de Gang berei­tet mir eine Gän­se­haut. Es scheint fast so, als wür­de dort etwas lau­ern. Ver­zwei­felt schüt­te­le ich den Kopf. Ich wer­de wohl wie­der nicht sehr weit kom­men kön­nen. Schnell ver­drän­ge ich die­sen Gedan­ken und die auf­kom­men­de Angst, die droht, mir den Atem zu nehmen.

Flash­back

Mein Herz rast. Ruck­ar­tig set­ze ich mich auf. Mein Rücken schmerzt von dem har­ten Boden, auf dem ich gele­gen habe. Zum zwei­ten Mal wache ich jetzt im sel­ben Raum auf.
Zit­ternd ste­he ich auf. Was zur Höl­le ist hier los?! Ich bin mir sicher, gera­de eben noch durch einen schier end­los schei­nen­den Gang gerannt zu sein. Plötz­lich war da die­ser schwar­ze Nebel und dann, dann war da die­ses Ding. Ich habe es ange­se­hen und nur noch die­sen furcht­ba­ren Schmerz gespürt. Als wür­de ich von innen her­aus zer­rei­ßen. Und dann bin ich auf­ge­wacht. Aber war­um zum Teu­fel bin ich nicht in mei­nem kusche­lig war­men Bett auf­ge­wacht, son­dern in die­sem scheiß Drecksloch?!
Plötz­lich wabert wie­der die­ser Nebel um mei­ne Bei­ne. Fuck!, den­ke ich nur und ren­ne, so schnell ich kann, zur Tür. Ich ver­su­che, sie zu öff­nen, doch sie klemmt. Ver­zwei­felt rütt­le ich dar­an her­um, doch kaum habe ich sie mit einem kräf­ti­gen Ruck geöff­net, mer­ke ich, wie sich hin­ter mir etwas bewegt. Ich dre­he mich um und ver­spü­re sofort wie­der die­se Schmer­zen. Wie ein Blitz fah­ren sie durch mich hin­durch. Keu­chend sacke ich auf mei­ne Knie. Kurz ver­su­che ich noch dage­gen anzu­kämp­fen, doch letz­ten Endes gebe ich mich der Dun­kel­heit hin.

Flash­back Ende

Auf­merk­sam betrach­te ich die Wän­de und ver­su­che, mir alles genau ein­zu­prä­gen, um irgend­wie einen Flucht­weg zu fin­den. Ich sehe nach vor­ne, doch kann das Ende des Gan­ges nicht erken­nen. Alles scheint irgend­wie gräu­lich und von Nebel umgeben.
Wie­der beschleicht mich das Gefühl, beob­ach­tet zu wer­den. Die Angst brei­tet sich in jeder Faser mei­nes Kör­pers aus. Ich ver­su­che, dage­gen anzu­kämp­fen, nicht in Panik zu gera­ten, doch mein Kör­per gehorcht mir nicht mehr.  „Ver­damm­te Schei­ße!” Ich ren­ne los. Immer schnel­ler und schnel­ler den Gang ent­lang. Mein  Herz häm­mert wie wahn­sin­nig gegen mei­ne Brust. Der Nebel wird dich­ter, scheint mich regel­recht ver­schlin­gen zu wol­len. Die Angst in mir wächst und lässt mich noch schnel­ler lau­fen. Doch tief in mir weiß ich, dass ich nicht ent­kom­men kann. Ich will es nur nicht wahr haben. Doch wie oft hat­te ich es schon pro­biert und war immer wie­der an der­sel­ben Stel­le aufgewacht?
Ich schaue über mei­ne Schul­ter, um irgend­wie erken­nen zu kön­nen, was mich ver­folgt, doch sehe nur den mitt­ler­wei­le schwar­zen Nebel. Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Das Nächs­te, was ich spü­re, sind wie­der die­se Schmer­zen. Ich fal­le, ver­su­che, mich abzu­stüt­zen, was aller­dings nur eine auf­ge­schürf­te Hand zur Fol­ge hat. Ich neh­me kaum mehr etwas wahr. Höre mich nur wie aus wei­ter Fer­ne mei­ne Qua­len hin­aus­schrei­en, bis mich die Dun­kel­heit wie­der voll­kom­men umhüllt.

Mein Herz rast. Ruck­ar­tig set­ze ich mich auf. Mein Rücken schmerzt von dem har­ten Boden, auf dem ich gele­gen habe. Schon wie­der wache ich in die­sem Raum auf, der mir mitt­ler­wei­le schon so ver­traut scheint. „Schei­ße! Schei­ße! Schei­ße!” Mei­ner Wut frei­en Lauf las­send schla­ge ich, so fest ich kann, gegen die Wand. Den Schmerz und mei­ne blu­ti­gen Knö­chel igno­rie­rend las­se ich mich lang­sam an eben die­ser run­ter­rut­schen. Der Wut folgt die Ver­zweif­lung. Ich schaue auf mei­ne Hand, die ich mir auf mei­ner Flucht ver­letzt habe. Die Wun­de ist zwar weg, aber der Schmerz wird blei­ben. Ich weiß nur nicht, für wie lan­ge. Gene­rell habe ich mein Zeit­ge­fühl schon längst ver­lo­ren. Viel­leicht sind es erst ein paar Wochen her, seit­dem ich ver­su­che, von hier fort­zu­ge­hen. Viel­leicht aber auch schon ein paar Mona­te, wer weiß. Anfüh­len tut es sich jeden­falls wie Jahre.
Ich weiß, dass, wenn ich zu lan­ge in die­sem Raum blei­be, es her­kom­men wird. Aber ich bin das ewi­ge Weg­lau­fen leid. Ich bin die ewi­gen Qua­len leid. Doch die Erkennt­nis, dass ich nicht ent­kom­men kann, hat mich end­gül­tig eingeholt.
Als sich lang­sam der schwar­ze Nebel im Raum ver­sam­melt, ver­su­che ich nicht mehr zu flüch­ten. Ich schlie­ße nur die Augen und war­te ab.

18.06.2021. Ein Mann Mit­te drei­ßig wird ver­haf­tet und zum Tode ver­ur­teilt. Er hat­te mehr­mals jun­ge Mäd­chen ent­führt, in sein Haus ver­schleppt und anschlie­ßend in des­sen unter­ir­di­schen Gän­gen gejagt, bis er sie letz­ten Endes zu Tode folterte.
Die Ange­hö­ri­gen die­ser Mäd­chen wün­schen sich für die­sen Mann nichts sehn­li­cher als ein qual­vol­les Dasein in der Höl­le und dass er auf ewig für sei­ne Taten büßen möge.

Lisa Hess, 10a

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