Der Fliegenpilz ist Pilz des Jahres 2022

Die 4‑jährige J. prä­sen­tiert stolz ihren gigan­ti­schen Fund.

Nach Wiki­pe­dia „wird der Pilz des Jah­res seit 1994 jähr­lich durch die Deut­sche Gesell­schaft für Myko­lo­gie aus­ge­ru­fen, um auf die Gefähr­dung hei­mi­scher Pil­ze auf­merk­sam zu machen.

Die Aus­wahl des Pil­zes des Jah­res erfolgt nach der Gefähr­dung der Art oder ihres Lebens­rau­mes durch den Men­schen. Meist wer­den sehr auf­fäl­li­ge Arten gewählt, damit auch für den myko­lo­gi­schen Lai­en die Wie­der­erken­nung gewähr­leis­tet ist.“

Zur Fra­ge „Was sagt die Lite­ra­tur zum The­ma Flie­gen­pilz (wis­sen­schaft­li­cher Name „Ama­ni­ta mus­ca­ria“)?“ zitie­re ich Punkt 1.3 aus dem wis­sen­schaft­li­chen Arti­kel „Chro­ma­to­gra­phi­sche Unter­su­chung des roten Flie­gen­pilz­farb­stof­fesder ehe­ma­li­gen Schü­le­rin­nen unse­rer Schu­le Ste­pha­nie Pütz, Katha­ri­na Heinz und Jut­ta Mai­ers in der Fach­zeit­schrift „Pra­xis der Natur­wis­sen­schaf­ten – Che­mie, Heft 3/49 vom 15.04.2000, 49. Jahr­gang“:

(Zitat) „Der Namens­teil „mus­ca­ria“ ist latei­nisch und bedeu­tet „die Flie­ge betref­fend“, weil er Eigen­schaf­ten hat, die für Flie­gen gif­tig sind. (…) Bei den Chris­ten erscheint der Flie­gen­pilz als Sym­bol („Baum der Erkennt­nis“). Den legen­dä­ren Ber­ser­kern wird nach­ge­sagt, dass sie vor krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen gro­ße Men­gen Flie­gen­pil­ze aßen und so ohne Furcht und vol­ler Selbst­ver­trau­en ihre Kämp­fe bestrit­ten. Die Sym­pto­me nach dem Genuss von Flie­gen­pil­zen wer­den heut­zu­ta­ge als Gefüh­le des Wohl­be­fin­dens und der Zufrie­den­heit beschrie­ben. Des­halb ist die Gif­tig­keit auch hef­tig umstrit­ten. [5, 9] Da er nur gerin­ge Men­gen von dem Ner­ven­gift Mus­ca­rin ent­hält, müs­sen – wenn über­haupt – ande­re teil­wei­se noch unbe­kann­te Stof­fe für die psy­cho­ak­ti­ve Wir­kung ver­ant­wort­lich sein. Fest steht, dass Todes­fäl­le durch ihn kaum vor­kom­men. Es ist auch all­ge­mein bekannt, dass bei eini­gen Volks­stäm­men Sibi­ri­ens regel­mä­ßig Flie­gen­pil­ze ohne Schä­den ver­zehrt wer­den. Gro­ße Sor­ge berei­tet der Pilz seit eini­ger Zeit den ame­ri­ka­ni­schen Gesund­heits­be­hör­den. Vie­le Jugend­li­che eifern näm­lich dem sibi­ri­schen Vor­bild nach und stel­len sich Geträn­ke her, die einen Rausch­zu­stand aus­lö­sen. Wei­ter­hin zie­hen sie die Hut­haut ab, trock­nen sie und rau­chen sie dann, was eben­falls eine psy­cho­ak­ti­ve Wir­kung erzeu­gen soll, ähn­lich dem LSD, aber wohl unge­fähr­li­cher [9]. Sie­he auch dazu [10], wor­in K. Roth unter­schied­li­che Ansich­ten von Sei­ten der che­mi­schen Fach­wis­sen­schaft auf­greift.“ [5] R. Kamm, Ama­ni­ta. Deut­sche Apo­the­ker Zei­tung 136 (41) vom 10.10.96 [9] E. Nor­mann, Der Flie­gen­pilz. Apo­the­ker-Maga­zin. (Genaue Jah­res­zahl unbe­kannt, ca. 1987) [10] K. Roth, Eine che­mi­sche Mord(s)geschichte. PdN- Che­mie 49 (3) S. 30 (2000)  (Zitat Ende).

Trotz­dem rate ich als Che­mie­leh­rer vom Flie­gen­pilz­ge­nuss in jeg­li­cher Form drin­gend ab, weil die psy­cho­ak­ti­ve Wir­kung auf die dar­in ent­hal­te­ne gif­ti­ge Ibo­ten­säu­re zurück­zu­füh­ren ist, deren Men­ge in den ver­schie­de­nen Pil­zen sehr stark vari­ie­ren kann und da nach Para­cel­sus „die Dosis das Gift macht“, soll­te man hier­bei kein Risi­ko eingehen.

Text und Fotos: Tho­mas Lauxen

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