Containern – Essen aus dem Müll

Mülltonne zur Erdbeersaison
Müll­ton­ne zur Erdbeersaison

Frau Ste­cker gab mir die Auf­ga­be, einen Bericht über das Con­tai­nern zu schrei­ben. Aber was ist Con­tai­nern eigent­lich?
Beim Con­tai­nern geht es dar­um, das (haupt­säch­lich) Student*innen in den Müll­ton­nen der Super­märk­te weg­ge­wor­fe­ne Lebens­mit­tel sam­meln. Es sind aber nicht immer nur Student*innen. Das „Ent­wen­den” der Lebens­mit­tel aus den Müll­ton­nen ist tat­säch­lich eine Straf­tat, die einen sehr viel Geld kos­ten kann. Ein Bei­spiel der Ver­schwen­dung ist Back­wa­re, jedes drit­te Stück wird in den Müll geschmis­sen, das sind im Jahr 1,8 Mil­lio­nen Ton­nen und Lebens­mit­tel. Ins­ge­samt lan­den jähr­lich in Deutsch­land 20 Mil­lio­nen Ton­nen im Abfall. Das ist doch echt per­vers, fan­den wir auch in der IGEL-Redak­ti­on. Es ist ein­fach nicht in Ord­nung, dass soviel Essen weg­ge­schmis­sen wird.

Fundstücke an Heiligabend im Edekamüll Trier-Nord
Fund­stü­cke an Hei­lig­abend im Ede­ka­müll Trier-Nord

Über einen ehe­ma­li­gen Schü­ler* der KLR+ konn­ten wir dann Kon­takt zu zwei con­tai­nern­den Student*innen in Trier auf­neh­men, von denen uns einer anonym unse­re Fra­gen per Audio­bot­schaft beantwortete.

  • Melis­sa: Könnt Ihr gut vom Con­tai­nern leben?
    M.B.*: Im Prin­zip auf jeden Fall, nur mache ich das im Moment eher­Teil­zeit, also zwei bis drei Mal die Woche und den Rest kau­fe ich dann ein, aber wenn ich es wirk­lich woll­te, könn­te ich auch jeden Tag con­tai­nern. Es ist defi­ni­tiv mög­lich, davon zu leben. 
  • Melis­sa: Habt Ihr kei­ne Angst, dass Ihr durch das Con­tai­nern krank wer­det?
    M.B.: Nein, über­haupt nicht, kein biss­chen. Man lernt nach einer Zeit auch, wel­che Sachen noch gut sind und­wel­che nicht. Da ich aber sowie­so meist nur Obst und Gemü­se con­tai­ne­re, habe ich da über­haupt kei­ne Bedenken. 
  • Melis­sa: Wie lan­ge con­tai­nert Ihr schon?
    M.B.: Ca. acht bis neun Monate 
  • Melis­sa: Wie kamt Ihr dazu zu con­tai­nern?
    M.B.: Ich wur­de von einer Freun­din, die rela­tiv jung ist (16), zum Con­tai­nern ein­ge­la­den und es hat mir sofort gefal­len und der Aspekt, dass man viel Geld spart, hat mich dazu gebracht. 
  • Melis­sa: Wie oft macht Ihr das?
    M.B.: Ein bis zwei Mal die Woche, das kommt aber auch dar­auf, an wie viel Lust und Zeit man gera­de hat.
  • Melis­sa: Geht Ihr über­haupt noch nor­mal ein­kau­fen?
    M.B.: Ja, auf jeden Fall so 50 bis 60% der Lebens­mit­tel, die ich zu mir neh­me, sind aus dem Con­tai­ner und der Rest ist legal gekauft.
  • Melis­sa: Con­tai­nert Ihr eher, um Geld zu spa­ren oder eher, um die Umwelt zu schüt­zen?
    M.B.:
    Das ist kein ent­we­der oder, das ist eher so bei­des, Geld zu spa­ren ist mir sehr wich­tig und die Umwelt zu schüt­zen auch. 
  • Melis­sa: Fin­det Ihr, dass Con­tai­nern erlaubt wer­den soll­te?
    M.B.:
    Ja, defi­ni­tiv, ich fän­de das super. Ich den­ke aber nicht, dass der Gesetz­ge­ber das ent­schei­den soll­te, son­dern dass die Super­märk­te von sich aus sagen soll­ten: „Ja, das ver­schen­ken wir jetzt!”, oder zumin­dest an bedürf­ti­ge Leu­te, weil es bringt eigent­lich nichts, dass Lebens­mit­tel­ret­ten ver­bo­ten ist. 
  • Melis­sa: Wollt Ihr das lebens­lang machen?
    M.B.: Ich den­ke, das kann ich jetzt so noch nicht beant­wor­ten, aber es macht auf jeden Fall Spaß und es gibt einem ein gutes Gefühl, aber end­gül­tig kann ich das nicht sagen. 
  • Melis­sa: Wenn alles übri­ge Essen an Bedürf­ti­ge ver­teilt könn­te statt im Con­tai­ner zu lan­den, wäre das für Euch okay?
    M.B.: Ja, auf jeden Fall, das fän­de ich super. 
  • Melis­sa: Was waren Eure tolls­ten Fän­ge?
    M.B.: Rie­si­ge Pake­te mit Obst und Gemü­se, das noch sehr gut war, teil­wei­se sogar bes­ser als aus dem Laden. Ein Bei­spiel: Wenn man in einen Super­markt geht, fin­det man meist die grü­nen und unrei­fen Bana­nen vor und wenn man Con­tai­nern geht, fin­det man super super rei­fe Bananen. 
  • Melis­sa: Habt Ihr Kon­takt zu Läden, um sie davon zu über­zeu­gen, dass Essen auf Abla­ge­flä­chen hygie­ni­scher zu ver­schen­ken wäre, als es in den Con­tai­nern zusam­men­zu­schmei­ßen?
    M.B.: Nein, also ich habe Freun­de, die ver­fü­gen über Kon­tak­te zu Läden, die wer­den dann, wenn was übrig­bleibt, kön­nen die das abholen.
Avocados, Bananen und Co...
Avo­ca­dos, Bana­nen und Co…

Soweit das Inter­view mit einem Stu­den­ten, der in Trier lebt und dort con­tai­nert. Aber auch die hie­si­gen Super­märk­te woll­ten wir zu die­sem The­ma zu Wort kom­men las­sen. ALDI Süd bot sofort ein Inter­view an, dar­auf sind wir sehr gespannt und wer­den Euch bald berich­ten, auch sind wir gespannt, wie die Ant­wor­ten von REWE, Hit, dem Bio­la­den Neu­markt Zieg­ler, Kre­wels­hof etc. aus­fal­len wer­den. Ist Con­tai­nern in Prüm über­haupt ein The­ma? Wir hal­ten Euch auf dem Laufenden!

Über Prüm hin­weg haben wir auch noch wei­ter recher­chiert. Ein Kauf­haus in Bre­men fin­det das Con­tai­nern-Ver­bot falsch – und hat an sei­nen Müll­ton­nen nun sogar Regeln auf­ge­hängt, die den Men­schen hel­fen sol­len. „Lie­be Lebens­mit­tel­ret­ter! Beach­ten Sie bit­te fol­gen­de Hin­wei­se”, heißt es dort. 

Pak Choi, Lauch und Chinakohl
Pak Choi, Lauch und Chinakohl
Tipps fürs Containern

„Milch­pro­duk­te: sind nach Ablauf des MHD nicht sofort schlecht. Ihre Ver­zehr­bar­keit kann aber z.B. bei war­men Tem­pe­ra­tu­ren schnell über­schrit­ten wer­den”, steht auf dem Info­blatt von „Les­tra”, einem Bre­mer Kauf­haus, das Con­tai­nern azu­s­drück­lich erlaubt. Weg­ge­wor­fe­nes Fleisch und Fisch soll­ten nicht mehr ver­zehrt wer­den: „Bit­te sehen Sie davon ab, die­se Pro­duk­te mit­zu­neh­men. Ihrer Gesund­heit zulie­be.” Obst und Gemü­se könn­ten unbe­denk­lich, auch nach­dem der Super­markt die Waren aus­sor­tiert hat, geges­sen wer­den, nur Pro­duk­te mit Schim­mel soll­ten im Müll blei­ben. Auch unan­ge­neh­mer Geruch ist ein Hin­weis auf ver­dor­be­ne Lebens­mit­tel. Eben­so kön­nen Kon­ser­ven und Tro­cken­wa­ren ohne Beden­ken noch geges­sen wer­den. „Ver­las­sen Sie sich auf Ihre Sin­ne: Riecht etwas unan­ge­nehm, hat eine unge­wohn­te Kon­sis­tenz oder Far­be, ver­zeh­ren Sie das Pro­dukt bit­te nicht.”

Obst und Gemüse vom Müll
Obst und Gemü­se vom Müll

Das ist doch mal nett, statt die Lebens­mit­tel­ret­ter zu kri­mi­na­li­sie­ren, so wie zuletzt die zwei Stu­den­tin­nen in Ber­lin, die ange­zeigt und nun zu Geld­stra­fen ver­ur­teilt wurden.

Wie gesagt, Ihr hört von uns. 😉

Text: Melis­sa Belsch, 8a
Fotos: M.B.*, Name und Anschrift der Redak­ti­on bekannt

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