Kanak Attack – feindliche Invasion oder Chance für Toleranz und Weltoffenheit?

Der nach­fol­gen­de Arti­kel enstammt der IGEL-Aus­ga­be von 2015. Er ist unse­rer Mei­nung nach wie vor brand­ak­tu­ell, daher stel­len wir den Text von Marie-Lui­se Zir­bes und Anto­nia Post hier auch noch­mal online ein. 

Wort­her­kunft „Kanak
Ent­lehnt ist das Wort dem hawai­ischen „kana­ka”, was „Mensch„bedeutet.

https://pixabay.com/de/photos/migration-integration-migranten-3129340/

Kana­ke als Schimpf­wort
Ganz frü­her bedeu­te­te es im deut­schen Sprach­ge­brauch etwa „flei­ßi­ger Arbei­ter aus Süd-Asi­en”. Als Gast­ar­bei­ter in den 70er Jah­ren aus Ita­li­en, Grie­chen­land, Spa­ni­en oder Tür­kei ange­wor­ben wur­de, um dem deut­schen Wirt­schafts­wun­der auf die Sprün­ge zu hel­fen, ziel­te der Aus­druck oft gegen die­se Men­schen. Heu­te ist Kana­ke meist abfäl­lig gemeint und bezeich­net einen Men­schen ara­bi­scher, per­si­cher, tür­ki­scher, kur­di­scher oder süd- und süd­ost­eu­ro­päi­scher Abstammung.

Kana­ke als Selbst­be­zeich­nung
Der Begriff wird in Deutsch­land seit den 1990er Jah­ren zuneh­mend auch als bewuss­te Selbst­be­zeich­nung meist von jugend­li­chen Migran­ten ver­wen­det. Hier­durch wird das Schimpf­wort umge­wer­tet, indem es durch die Selbst­be­zeich­nung sei­nen her­ab­wür­di­gen­den Cha­rak­ter ver­liert und zum Aus­druck einer eige­nen, posi­tiv ver­stan­de­nen Iden­ti­tät wer­den soll.

https://www.youtube.com/watch?v=5ATI_T0somI
Bei­spiel für die stol­ze Benut­zung des Wor­tes Kanak für sich selbst – Ach­tung: sehr pro­vo­ka­ti­ver Text! 😉

Kanak Sprak
Im deut­schen Rap wird „Kanak Sprak” von Rap­pern mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund oft benutzt, um mit Stolz auf die eige­nen eth­ni­schen Wur­zeln hin­zu­wei­sen. In all unse­ren IGEL-Berich­ten über unse­re Sprach­klas­se an der KLR+ möch­ten wir Euch nahe­brin­gen, was die auch von man­chen von Euch soge­nann­ten „Kana­ken” über­haupt dazu bringt, in ande­re Län­dern zu kom­men, um dort ein neu­es Leben anzu­fan­gen.

Die Kli­schees sind klar! - Aus­län­der sind aggres­siv, klau­en und neh­men uns die Arbeit im Land weg. Doch war­um kom­men Sie eigent­lich zu uns? Vie­le der Aus­län­der ver­su­chen, sich ein neu­es Leben in ande­ren Län­dern auf­zu­bau­en, da sie aus Ihrem Hei­mat­land flie­hen muss­ten, weil sie von Krieg bedroht oder unmit­tel­bar betrof­fen sind. Sie hof­fen, dass Sie bei uns fried­lich leben kön­nen, ohne vor irgend etwas Angst haben zu müs­sen. Vie­le Asyl­be­wer­ber kom­men aus Kri­sen­län­dern trau­ma­ti­siert zu uns und benö­ti­gen the­ra­peu­ti­sche Hil­fe. Nicht weni­ge wur­den wegen ihrer Volks- oder Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit in Ihrem Hei­mat­land diskriminert. 

Es gibt auch Aus­län­der, die nach Deutsch­land kom­men, um zu stu­die­ren oder weil Sie für einen Beruf qua­li­fi­ziert sind, in dem bei uns Fach­ar­bei­ter­man­gel herrscht. Man­che von uns ver­ges­sen, dass Men­schen aus ande­ren Län­dern unse­re Gesell­schaft kul­tu­rell berei­chern kön­nen. Ohne „unse­re Aus­län­der” könn­te die Bun­des­li­ga „dicht­ma­chen” und eben­so hät­ten wir nicht den Welt­meis­ter­ti­tel erlangt. Uns muss klar wer­den, dass auch wir in allen ande­ren Län­dern der Welt Aus­län­der sind.

Für ein gemein­sa­mes Mit­ein­an­der in unse­rem Land müs­sen jedoch Inte­gra­ti­ons­pro­ble­me über­wun­den wer­den. Dabei ist zual­ler­erst die Sprach­bar­rie­re zu nen­nen. Die KLR+ ver­sucht, Ihren Bei­trag hier zu leis­ten, indem z. B. Schü­ler, die die deut­sche Spra­che noch nicht beherr­schen, in meh­re­ren Stun­den pro Woche am „Deutsch als Fremd­spra­che-Kurs” bei unse­rer DaZ-Leh­re­rin Frau Dress­ler teil­neh­men und sonst im regu­lä­ren Unter­richt inte­griert sind. Dar­über erfahrt Ihr mehr in unse­ren Arti­keln über die DaZ-Klas­se.

Marie-Lui­se Zir­bes und Anto­nia Post, 2015 in der Klas­se 10c

2 Antworten auf „Kanak Attack – feindliche Invasion oder Chance für Toleranz und Weltoffenheit?“

  1. Ein Auf­bruch ins Unge­wis­se beschreibt tan­sa­ni­che Schriftsteller,
    Nobel­preis­trä­ger Abdul­razak Gurnah:

    „ …in einem Pub hat­te man ihm mitgeteilt,
    dass es Spa­get­ti, die auf der Spei­se­kar­te stan­den, nicht mehr
    gab. Und gleich­zei­tig hat er gese­hen, wie hei­ße, damp­fen­de Teller
    mit eben die­sem Gericht über den Tre­sen gingen.

    … Zumin­dest waren hier die Bür­ger­stei­ge gepflas­tert und sauber
    und nachts streu­ten auch kei­ne Aas fres­sen­den Hun­de durch die Stra­ßen. Und wenn er nach Hau­se kam und die Dusche anstellte,
    wür­de Was­ser aus der Brau­se spren­keln. Anstel­le von Staub
    und ver­ros­te­ten Schrau­ben wür­de eben­falls nichts zu hören sein.
    Sein Licht wür­de funk­tio­nie­ren, die Spü­lung sei­ner Toi­let­te eben­falls und in den Geschäf­ten gab es immer ausreichend
    Zwiebeln”.

  2. Das Fort­ge­hen aus der ver­trau­ten Umge­bung war unse­re Reak­ti­on auf die Pro­ble­ma­tik, wie Krie­ge, Ver­trei­bung oder wirt­schaft­li­che Not.
    Viel­leicht fin­det es das Land der Dich­ter und Den­ker ent­täu­schend, dass wir aus­ge­rech­net sein Brot über alles schätzen.

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