IGEL-Adventskalender zehntes Türchen: Bad Girls – Sie mobben wieder! Review 2019

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Auf­re­gen­der Thea­ter­abend an der KLR+ in Prüm

Am Diens­tag, 22. Okto­ber, ver­an­stal­te­te der Wahl­pflicht­fach­kurs Dar­stel­len­des-Spiel aller neun­ten Klas­sen an der Kai­ser-Lothar-Real­schu­le plus Prüm in der Pau­sen­hal­le einen auf­re­gen­den und beein­dru­cken­den Thea­ter­abend. Das Thea­ter­stück trug den Namen „Bad Girls“, geschrie­ben von Son­ja Lüders. Es wur­de bereits 2017 an der KLR+ auf­ge­führt. Wir, der 9er-Kurs DS, ent­schie­den uns erneut für die­ses Thea­ter­stück, da es in „Bad Girls” um Mob­bing geht und man vie­len Men­schen mit einem Thea­ter­stück die Augen öff­nen kann, wel­che fata­len Fol­gen Mob­bing haben kann.

Das Stück wur­de von etwa 300 Zuschau­ern begeis­tert auf­ge­nom­men. Am Vor­mit­tag gab es eine Schul­vor­stel­lung und abends dann eine wei­te­re Auf­füh­rung für alle Inter­es­sier­ten.
Die Kin­der-Hel­fen-Kin­dern AG ver­kauf­te Scho­ko­rie­gel, Ham­bur­ger, Bre­zeln und Geträn­ke. Herr Keith unter­stütz­te die Rea­li­sie­rung des Stü­ckes mit sei­ner Tech­nik-AG wie­der durch pas­sen­des LIcht und pas­sen­den Ton.

Was genau ist „Dar­stel­len­des Spiel“ überhaupt?

Das Fach „Dar­stel­len­des Spiel“ ist ein sehr prak­ti­sches Fach, das es inzwi­schen an der KLR+ seit sie­ben Jah­ren gibt. Wir füh­ren Thea­ter­stü­cke, Poet­ry Slams und vie­les mehr auf. Es wird als schul­ei­ge­nes Wahl­pflicht­fach bei uns an der KLR+ von Frau Catrin Ste­cker unter­rich­tet. DS ist ein künst­le­ri­sches Nei­gungs­fach und ent­spricht dem Grund­be­dürf­nis des Men­schen, sich spie­le­risch dar­zu­stel­len und aus­zu­drü­cken. Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit wird dabei eben­so geför­dert wie die Arbeit als Team. Des­we­gen leis­tet das Fach Dar­stel­len­de Spiel einen gro­ßen Bei­trag zur För­de­rung von Tole­ranz, Ver­ständ­nis und Selbst­be­wusst­sein. Unser 9er DS-Kurs besteht aus ins­ge­samt 14 Schüler*innen, die zwei Stun­den pro Woche mit Freu­de am Unter­richt teilnehmen.

Wor­um geht es im Stück „Bad Girls”?

In „Bad Girls” geht es dar­um, dass Jes­sy Jess und ihre Gang, bestehend aus ihrem Bru­der Big J, Tes­sa, Chay­enne und Dia­na die „Loser-Mäd­chen“ ärgern, abzie­hen und rich­tig schlimm fer­tig­ma­chen. Doch irgend­wann füh­len die Loser sich bereit, sich dage­gen zu weh­ren, die „Coo­len“ flie­gen letz­ten Endes von der Schu­le und erfah­ren am Ende sel­ber, wie es sich anfühlt, aus­ge­grenzt zu sein. Ich ent­schied mich für die Rol­le der Tes­sa, eine der Mob­be­rin­nen. Ich muss sagen, die Rol­le gefiel mir einer­seits, weil sie das Gegen­teil von dem dar­stellt, was ich sel­ber bin. Ande­rer­seits hat­te ich auch Pro­ble­me, mich in die­se Rol­le ein­zu­füh­len, da ich ande­re Mitschüler*innen fer­tig­ma­chen muss­te, mit denen ich ja zum Teil sehr gut befreun­det war. Den­noch hat­te ich Spaß mit die­sem Rol­len­wech­sel, auch ein­mal eine der „Bit­ches” zu sein. Die Rol­le Tes­sa hat­te etwas Beson­de­res an sich und das gefiel mir echt gut. Wei­te­re inter­es­san­te Rol­len waren mei­ner Mei­nung waren die Eltern. Die „Loser” hat­ten eine irgend­wie ver­rück­te Mut­ter, die Alko­hol­pro­ble­me hat­te und die „Coo­len” hat­ten als Eltern so spie­ßi­ge Schnösel. 

Par­ty Desas­ter, Was­ser­mas­sa­ker und Rasierschaumattacke 

Einer mei­ner Top-High­lights des Stü­ckes war, als Jes­sy Jess Vera ein Glas voll Was­ser kom­plett über deren Kla­mot­ten kipp­te, da Jes­sy Jess sau­er auf Vera war, weil die sich in Jes­sys Bru­der Big J ver­liebt hat­te.
Eine ande­re Sze­ne, die ich sehr gelun­gen fand, war die Sze­ne im Sport­un­ter­richt, als Tes­sa und Ste­ven gegen­ein­an­der „Fuß vor Fuß“ spie­len muss­ten, um zu sehen, wer als ers­tes für sei­ne jewei­li­ge Mann­schaft wäh­len durf­te. Dar­auf­hin soll­te Ste­ven Lie­ge­stüt­ze machen, weil er sich der Leh­re­rin wider­setzt hat­te, wor­auf­hin er wie ein nas­ser Sack hin­fiel, so dass alle lachen mussten.


Eine wei­te­re Sze­ne, die mich wirk­lich beein­druck­te, war die Sze­ne auf der Klas­sen­fahrt, als die Coo­len bei den Losern ins Zim­mer „ein­bra­chen“, alle Sachen durch­ein­an­der­brach­ten und ihre Kla­mot­ten voll mit Rasier­schaum sprüh­ten. Als Kon­se­quenz dar­auf folg­te end­lich die Klas­sen­kon­fe­renz und der Raus­wurf von der Schule.

Ein Ex-Mob­bing­op­fer packt aus

Mir gefiel das Stück an sich sehr gut, da alle Rol­len ein­zig­ar­tig waren und man eini­gen Zuschau­ern mit dem Vor-Augen-füh­ren des The­mas einen Spie­gel vor die Augen hal­ten konn­te. Aber selbst, als es am Vor­mit­tag Feed­back aus dem Publi­kum gab, mein­te noch ein Schü­ler, sich über eine der Dar­stel­le­rin­nen amü­sie­ren zu müssen. 

Mein per­sön­li­ches Fazit

Ein biss­chen Kri­tik habe ich jedoch auch an die Dar­stel­ler der Rol­len von Ste­ve und Tim, sie hät­ten wirk­lich lau­ter reden und ein­fach ihre Sprech­tex­te ler­nen müs­sen. Nach Ende des Stü­ckes erzähl­ten drei der Dar­stel­le­rin­nen noch in der Per­spek­ti­ve ihrer Rol­le vom Gesche­he­nen, um dann aus ihrer Rol­le raus­zu­ge­hen und dem Publi­kum ihre per­sön­li­che Sicht des Stü­ckes zu zei­gen. Ash­ley (in der Rol­le der Chay­enne) nahm da ihren gan­zen Mut zusam­men und oute­te sich selbst als ehe­ma­li­ges Mob­bing­op­fer, die weiß, wie schlimm das sein kann. Die­ser Moment berühr­te sehr vie­le Zuschauer*innen. Ein letz­ter Kri­tik­punkt ist, dass Herr Schil­ling am Ende sag­te, Mob­bing sei „eine Pflan­ze, die an unse­rer Schu­le nicht wach­sen” kön­ne. Das woll­te er dann wohl ein­fach vor den Eltern beschönigen. 

Mob­bing ist ein sehr gro­ßes The­ma, das sehr vie­le Schüler*innen über­all betrifft, sowohl aktiv als auch pas­siv, nur lei­der unter­neh­men nur sel­ten Mitschüler*innen und Lehrer*innen was dage­gen, wenn sie das erken­nen. Man fragt sich dann, ist das Igno­ranz oder Des­in­ter­es­se? Wenn Ihr seht, wie Schüler*innen wie­der­holt fer­tig­ge­macht wer­den, egal ob Freun­de oder nur Bekann­te, bit­te helft ihnen! Lei­der gibt es viel zu vie­le Men­schen, die durch fort­wäh­ren­des Mob­bing depres­siv wer­den und ihre Lebens­en­er­gie ver­lie­ren. Mit die­sen Wor­ten ver­ab­schie­de ich mich.

Text: Emi­ly Schü­ring, 9c
Fotos: Cars­ten Keith

IGEL-Advents­ka­len­der-Logo: Mia Sier­ra, 5b

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6 Antworten auf „IGEL-Adventskalender zehntes Türchen: Bad Girls – Sie mobben wieder! Review 2019“

  1. Gedan­ken an den Theaterabend

    Ihr Arbeits­be­reich ist sonst ein ande­rer. Die Schüler*innen haben ein Ange­bot der kul­tu­rel­len Bil­dung wahr­ge­nom­men und besu­chen das Wahl­pflicht­fach Dar­stel­len­des Spiel. Als Unter­richts­fach ist es pra­xis­ori­en­tiert und zielt auf die Selbst­stän­dig­keit der Schüler.
    Nun brach­ten die jun­gen Darsteller*innen ein Stück von Son­ja Lüders auf die Büh­ne. Das Stück ist reich­hal­tig in der The­ma­tik. Beson­ders inter­es­sant fand ich zwei ver­schie­de­ne Ver­hal­tens­ty­pen: die Vor­sich­ti­gen und die Aggres­si­ven. Aus die­ser Dif­fe­renz wird plötz­lich ein Machtkampf. 

    Die Vor­sich­ti­gen
    Die Hal­tung: kon­flikt­scheu. Kon­flikt ver­mei­den­des Ver­hal­ten haben sie in der Fami­lie gelernt. Mut­ter: „Seid schön artig und ärgert die ande­ren Kin­der nicht! Ich will beim Eltern­sprech­tag kei­ne Kla­gen über euch hören!”
    Vera und Nora kom­men aus den schwie­ri­gen Fami­li­en­ver­hält­nis­sen. Vera: „Unse­ren Eltern kön­nen wir nichts davon erzäh­len. Sie haben gro­ße Pro­ble­me. Ich habe Angst, dass sie sich schei­den wol­len. Mut­ti trinkt ein biss­chen viel in letz­ter Zeit. Und Vati ist nie zu Hau­se. Und wenn, dann gibt es immer nur Streit.” / Sub­text: Ich brau­che Hilfe/

    Die Aggres­si­ven
    Hal­tung: Streit­süch­tig. Durch belei­di­gen­de Hand­lung pro­vo­zie­ren sie die ande­re. Sie ner­ven, schi­ka­nie­ren, neh­men ande­ren die Sachen weg. Opfer kann jeder jeder­zeit werden. 

    Unse­re Lite­ra­tur ist nicht arm an sol­chen Beispielen:
    „Ach, was soll man von den bösen
    Kin­dern hören oder lesen…
    die anstatt durch wei­se Lehren
    sich zum Guten zu bekehren,
    oft­mals noch dar­über lachten
    und sich heim­lich lus­tig mach­ten.” /Wilhelm Busch/
    Wenn man Tes­sa auf ihr Ver­hal­ten anspricht, strei­tet sie das sehr geschickt ab. Ihr Sprach­stil ist unan­ge­mes­sen, belei­di­gend. Die­se Begrif­fe wer­den von den „Coo­len” unbe­küm­mert, demons­tra­tiv ver­wen­det: „So ne blö­de Tus­se” , „Halt die Fres­se” , „Ver­piss dich”.
    Das Thea­ter­stück und die glän­zen­de Arbeit der jun­gen Dar­stel­ler der Real­schu­le plus Prüm zeig­ten uns, dass man etwas errei­chen kann, wenn man sich ande­ren anver­traut und Hil­fe holt.

  2. Ich fin­de den Arti­kel sehr schön geschrie­ben! Es steht dar­in, wie es nun mal auch im wah­ren Leben ist! Mit Thea­ter kann man Men­schen ein­fach die Augen viel bes­ser öff­nen als mit nur „lee­ren” Wor­ten! Ich sel­ber war eine Zeit­lang im Wahl­pflicht­fach DS drin­nen und habe auch ein Thea­ter­stück mit­ge­spielt und betrei­be mitt­ler­wei­le als Hob­by im Thea­ter Trier noch Thea­ter spie­len weil es ein­fach mega Spaß macht! Und ich fin­de es super, dass sol­che Stü­cke auf­ge­führt wer­den! Ich sel­ber war auch ein Mob­bing­op­fer und fin­de es schreck­lich, wenn ande­re Leu­te gemobbt oder fer­tig­ge­macht wer­den! Greift ein und helft den Opfern! Ich fin­de den Arti­kel super beschrie­ben und geschrie­ben. Ein sehr sehr tol­ler Arti­kel! Macht wei­ter so!

    1. Ich schlie­ße mich a. Habe mir in die Hose gemacht auf der Büh­ne damals (wir hat­ten das The­ma Zwei­ter Welt­krieg), aber DS hat mich echt weitergebracht.

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