16 Antworten auf „SAVE THE DATE“

  1. Rück­erts poe­ti­sche Flucht in den Ori­ent im 19. Jahrhundert.

    Der Abend­län­der im Morgenland

    Aus­zog ich aus dem Abendlande
    Aus­ziehnd sei­ne Sitten,
    Im mor­gen­län­di­schen Gewande
    Durch Mor­gen­lan­des Mitten.

    Ich sprach: dass ich mit Rech­te rühme,
    Mich gründ­lich zu belehren,
    Will ich in eige­nem Kostüme
    Mit jedem Volk verkehren.

    Auch hielt ich es für gut und rühmlich,
    Was die­se Völ­ker glaubten,
    Sich jedem Frem­den eigenthümlich
    Gen­über zu behaupten.

    …Und alles sucht“ ich anzunehmen,
    wie sie es sel­ber machten.

    _ Geh weg, man rech­net dir zu Schande
    Die far­bi­gen Gewänder.
    Was spielst du Narr im Morgenlande
    Den ein­zi­gen Morgenländer?
    /Friedrich Rückert/

    Was der Ori­ent im 19. Jah­rund­ert für Rück­ert war,
    scheint heu­te für die aus der ara­bi­schen Welt kommenden
    Flücht­lin­ge Euro­pa zu sein.
    Bei­de idea­li­sier­ten und roman­ti­sier­ten ihren Sehnsuchtsort.
    Dass die rea­len Ver­hält­nis­se kei­nes­wegs so sind,
    wie es Dich­tun­gen zu ver­mit­teln scheinen,
    wuss­te Fried­rich Rück­ert sehr genau.

    /Quelle: Ste­fan Weid­ner, Flucht­hel­fe­rin Poesie/

  2. Auf dem Fes­ti­val der Kul­tu­ren fan­den wir
    die­se Texte:

    1. Ich gra­tu­lie­re dir nicht zum Neu­en Jahr,
    son­dern ich gra­tu­lie­re dem Neu­en Jahr zu dir!
    Und ich wün­sche dir nicht,
    was sich ande­re Leu­te gegen­sei­tig wünschen,
    son­dern ich wün­sche den Leuten
    etwas von dei­nem Reichtum.
    /Gibran Kha­lil, Syrien/ 

    2. Erde ohne Rückkehr
    Selbst wenn du heim­kehrst, Odysseus,
    Selbst wenn die Fer­nen dir zu eng würden,
    Bleibst du die Geschich­te des Aufbruchs.
    Bleibst du auf einer Erde ohne Rückkehr.
    Selbst wenn du heim­kehrst, Odysseus.
    /Syrisch Dich­ter Adunis, über­setzt von Ste­fan Weidner/

  3. Fremd­heit ist nichts Schlim­mes. Fremd­heit ist eine
    uni­ver­sel­le Erfahrung.
    Jeder hat sich schon ein­mal fremd gefühlt auf Reisen
    oder sogar zu Hause.

  4. „Ich bin von hier
    und ich bin von dort
    und ich bin weder hier noch dort.

    Ich hat­te Talent fürs Malen.
    Vater schaff­te es, mir Schreib­hef­te zu besor­gen. Ich wein­te und hör­te auf zu zeich­nen. Da ver­such­te ich, das Malen
    durch das Schrei­ben von Gedich­ten zu ersetzen.
    Dich­ten kos­tet kein Geld.

    Als ich zum ers­ten mal im Liba­non einen Was­ser­fall sah,
    wuss­te ich nicht, was ein Was­ser­fall ist.

    Nach einem Jahr, wo ich im Liba­non das Leben eines Flücht­lings leb­te, sag­ten mir eines Nachts, dass wir am nächs­ten Tag
    nach Hau­se zurückkkeh­ren würden.
    Ich kann mich gut erin­nern, dass ich in jener Nacht nicht geschla­fen habe.

    Nach einer anstren­gen­den Rei­se fand ich mich in einem Dorf wieder.
    Ich frag­te: Wann keh­ren wir in unser Dorf zurück, in unser Haus?
    Mir wur­de klar, dass Flücht­ling sei­ne Adres­se durch eine neue aus­ge­tauscht hat­te. Ich war ein Flücht­ling im Libanon,
    jetzt war ich ein Flücht­ling im eige­nen Land.”

    /Palestinäsischer Dich­ter: Mah­mud Darwisch/

  5. Das sprach­li­che Erfas­sen der Welt
    in uni­ver­sa­ler Spra­che _
    der Spra­che der Poesie. 

    In der Regel sind Grün­de für die Einwanderung
    krie­ge­ri­scher, poli­ti­scher, wirt­schaft­li­cher Natur.
    Vie­le unter­schied­li­che Stim­men, unterschiedliche
    Standpunkte.

    In der Poe­sie-Werk­statt spre­chen wir
    eine gemein­sa­me Spra­che _ die Spra­che der Poesie.

  6. Fes­ti­val der Kul­tu­ren könn­te auch einen Eindruck
    in die Lie­bes­ly­rik vermitteln.

    Die Lie­be exis­tiert in jeder Kul­tur, Reli­gi­on und Gesellschaft.
    In der Poe­sie wird Lie­be durch Spra­che vermittelt.
    Lie­be erscheint der höchs­te Wert, der fried­li­ches Zusam­men­le­ben ermöglicht.

    Ein Ver­such

    „Ich hab versucht
    zu versuchen
    wäh­rend ich arbei­ten muss
    an mei­ne Arbeit zu denken
    und nicht an dich.
    Und ich bin glücklich
    dass die­ser Versuch
    nicht geglückt ist.”
    /Erich Fried/

  7. Lie­be IGEL-Redaktion,

    aus Baden-Würt­tem­berg errei­chen euch lie­be Grüße
    mit guten Wünschen!

    „Im schöns­ten Wiesengründe
    ist mei­ner Hei­mat Haus,
    da zog ich man­che Stunde
    ins Tal hinaus.
    Dich, mein stil­les Tal, grüß ich tau­send mal!”

    /Wilhelm Chris­ti­an Ganz­horn, 1818_ 1880/

  8. Poe­sie ist ein treu­er Beglei­ter. Sie trös­tet dich, wenn du trau­rig bist
    und jübelt mit dir, wenn du glück­lich bist.

    Poe­sie ver­bin­det Men­schen über alle Gren­zen hinweg.
    Sie ist eine uni­ver­sel­le Spra­che, die jeder ver­ste­hen kann,
    egal woher er kommt oder wel­che Spra­che er spricht.
    Gedich­te sind wie gute Freun­de, die immer für dich da sind.

  9. „Sag mir nicht, dass ich fremd bin,
    denn dort, von wo ich floh,
    sag­te ich: „Ich gehe zu den Meinen.”

    /Übersetzung aus der geor­gi­schen Dichtung
    von Pirim­ze Dress­ler, Mat­thi­as Dressler/

  10. Unse­re Gedich­te han­deln von der Lie­be, Freund­schaft und
    von dem Suche nach dem Zuhause.

    „Ich lie­be dich so sehr
    Und ich weiß, dass ich im Exil lebe
    Und du in einem ande­ren Exil.

    Und zwi­schen dir und mir sind Wind und Wolken,
    Blitz und Donner,
    Schnee und Feuer.”
    /Nisar Qabbani/

  11. Wir sind Wan­de­rer zwi­schen den Welten
    unse­rer liba­ne­si­schen Hei­mat und Deutschland.
    Poe­sie-Pro­jekt könn­te ein Fens­ter zu ande­ren Kul­tu­ren öffnen.

    Geständ­nis in der Mittagssonne

    Ich pflanz­te den Baum
    Ich ver­schmäh­te die Frucht
    Ich nahm den Stamm als Feuerholz
    Ich mach­te die Laute
    Ich spiel­te ein Lied
    Ich zer­brach die Laute
    Ich ver­lor die Frucht
    Ich ver­lor das Lied
    Ich trau­er­te um den Baum.
    /Samih Al-Qasim/

  12. Von Hau­se aus poe­ti­scher Natur sind die Araber.
    Dar­stel­lung ori­en­ta­li­scher Kul­tu­ren wür­de uns sehr freuen.

    „Wenn du dein Früh­stück vorbereitest,
    den­ke an die anderen
    Ver­giss nicht, die Tau­ben zu füttern.

    Wenn du dich in die Krie­ge stürzt,
    den­ke an die anderen
    Ver­giss nicht die,
    die um Frie­den bitten.

    Wenn du die Was­ser­rech­nung bezahlst,
    den­ke an die anderen,
    die aus Wol­ken trinken.

    Wenn du ins Haus zurückkehrst,
    in dein Haus,
    den­ke an die anderen,
    an die , die kei­nen Schlaf­platz gefun­den haben.

    Und wenn du dei­ne See­le mit Meta­phern befreist,
    den­ke an die anderen,
    die das Recht auf Wor­te ver­lo­ren haben.

    Und wenn du an die weit ent­fern­ten ande­ren denkst,
    den­ke an dich selbst.
    Sag: Ich will die Ker­ze in der Dun­kel­heit sein.
    /Mahmud Darwisch/

  13. Im Lauf der Zeit ist die Poe­sie von den ande­ren Medien
    zurück­ge­drängt worden.

    Auf der ara­bi­schen Halb­in­sel war frü­her die Poesie
    das offi­zi­el­le Mit­tel, um sich mit­ein­an­der zu ver­stän­di­gen, um sich sel­ber darzustellen.
    Gedich­te dien­ten auch der Ver­ar­bei­tung der Trauer
    oder Liebesbrief.

    „Ich seh­ne mich nach dem Brot mei­ner Mutter,
    Dem Kaf­fee mei­ner Mutter,
    Der Berüh­rung mei­ner Mutter.

    Ich bin alt geworden,
    Keh­re zurück zu den Ster­nen der Kindheit.”
    /Mahmud Darwisch/

  14. In der Zeit, wo vie­les pro­sa­isch ver­mes­sen erscheint,
    wäre wün­schens­wert Poesie-Projekt.

    Wir sind aus der Regi­on, die frü­her ein­mal „Ori­ent”,
    heu­te weni­ger roman­tisch „Naher Osten” heißt.

  15. _ Ist Poe­sie-Pro­jekt auch vorgesehen,
    wo die Kin­der uni­ver­sel­le Spra­che der Kunst erleben?

    Gedicht aus mei­ner Schulzeit:

    „Will­kom­men Lands­mann, zwit­scher­ten sie,
    Willkommen,
    bist du lan­ge ausgeblieben,
    Hast Dich mit frem­dem Gefögel
    so lang in der Frem­de herumgetrieben?”
    /Heinrich Heine/

  16. _ Ist Dicht-Kunst auf dem Fes­ti­val dabei?
    _ War­um soll­te Poe­sie Sinn machen?

    Die Poe­sie ist eine Bil­den­de Kunst, wie die Malerei.
    In der Phy­sik ver­sucht man Natur zu verstehen.
    Mathe­ma­tik ist Leh­re von den Zahlen.
    Die Poe­sie kann alles mit­ein­an­der ver­bin­den! Des­halb ist sie die höchs­te Kunst!

    Alles was den Men­schen über sich erhebt, hat ihn begeis­tert _
    die­se Begeis­te­rung ist die Poesie!

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