Hilfe, die Schule wird geschrumpft!

Fahr­stuhl zum Scha­fott oder Trep­pe ins Nichts? Unmit­tel­bar nach den Som­mer­fe­ri­en wur­de die ers­te Eta­ge in der Kai­ser-Lothar-Real­schu­le plus kom­plett geschlos­sen. Es betrifft genau gesagt den Gebäu­de­teil, in dem die Ori­en­tie­rungs­stu­fe unter­ge­bracht war bis­her. Der Grund dafür ist, dass es dort kein zwei­tes Trep­pen­haus als Flucht­weg gibt. Die­ses Pro­blem ist schon ewig bekannt und wur­de auch immer wie­der von unse­rer Sei­te aus der Kreis­ver­wal­tung geschil­dert (jedes Jahr wur­de der unten abge­druck­te Brief von den für die Schul­si­cher­heit zustän­di­gen Leh­rern abge­sen­det), doch bis­her wur­de ein­fach nicht reagiert. Wir ver­mu­ten, dass sich viel­leicht die Brand­schutz­vor­schrif­ten aktu­ell ver­schärft haben, denn nach eini­gen Jah­ren, in denen die Brie­fe unbe­ant­wor­tet blie­ben, wur­de nun plötz­lich gehandelt.

eines der Geis­ter-Klas­sen­zim­mer oder pas­send zu Hal­lo­ween: „Haun­ted House”

Ein zwei­ter Flucht­weg aus obe­ren Eta­gen ist näm­lich in öffent­li­chen Gebäu­den vor­ge­schrie­ben, weil sonst bei einem Brand im Trep­pen­haus alle Schü­le­rin­nen und Schü­ler qual­voll ster­ben wür­den durch Feu­er oder Rauch bei dem Ver­such, sich in Sicher­heit zu bringen.

Nach den Som­mer­fe­ri­en wur­de das obers­te Stock­werk kom­plett geschlos­sen und alle Klas­sen, die dort unter­ge­bracht waren, also alle Sechs­er­klas­sen,  muss­ten umzie­hen: die 6d in den Kunst­raum, der eigent­lich Mehr­zweck­raum hei­ßen müss­te, denn als ers­tes war das Leh­rer­zim­mer dort und nun ist da die Klas­se. Die 6a „wohnt” jetzt im eigent­li­chen Phy­sik Vor­be­rei­tungs­raum (alle Phy­sik­leh­rer macht das echt froh), die 6b im Medi­en­raum und die 6c im viel zu klei­nen Not­raum mit den Glas­bau­stei­nen gegen­über dem Leh­rer­zim­mer. Alle Fach­leh­rer freu­en sich natür­lich, weil ihre Fach­räu­me futsch sind und kein Win­kel des Hau­ses noch Platz bie­tet, um mal bei Grup­pen­ar­bei­ten, wo gespro­chen, gesun­gen oder getanzt wird, die Grup­pen zu ver­tei­len. Oder ein Leh­rer sucht ver­zwei­felt einen Raum für Schü­ler zum Nach­schrei­ben sei­ner Klassenarbeit…

Ver­gan­ge­ne Lern­in­hal­te im ver­wais­ten Klas­sen­zim­mer der 6c

Und jetzt wird dort im abge­sperr­ten Bereich rein nichts gemacht, alles steht leer und das wars. Ein „Lost Place” mit­ten in der KLR+, abge­trennt durch ein trau­ri­ges rot-wei­ßes Absperr­band.  Also, das geht nicht! Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die dort oben unter­ge­bracht waren, wur­den zweck­los raus­ge­wor­fen! Jetzt sind es schon drei Mona­te nach den Som­mer­fe­ri­en und nichts geschieht dort ! Wie lan­ge dür­fen wir auf die zwei­te Trep­pe war­ten? Wo es ja eh schon seit sie­ben Jah­ren heißt, der Umzug in das Wan­dal­bert-Gebäu­de steht unmit­tel­bar bevor. Klar, Mann.

Ups, die­se Jacken haben die Flucht nicht mehr geschafft…

Hier ist der Text des Briefes:

Gebäu­de­si­cher­heit an der KLR plus Prüm

Sehr geehr­ter Schul­lei­ter, sehr geehr­te Mitarbeiter/innen der Schulträgerschaft,
wir möch­ten Sie hier­mit als Ver­ant­wort­li­che für die Gebäu­de­si­cher­heit der KLR plus Prüm dar­auf hin­wei­sen, dass an unse­rem Schul­ge­bäu­de eini­ge Sicher­heits­män­gel bestehen. Dazu gehö­ren unse­res Wis­sens unter anderem
1. der feh­len­de Not­aus­gang und die Not­fall­trep­pe zum ers­ten Stock des Ostflügels
2. ein Über­sichts­flucht­weg­plan im Haupteingangsbereich
3. die Funk­tio­na­li­tät eini­ger Branschutztüren

Wir möch­ten Sie bit­ten, die an unse­rer Schu­le bestehen­den Män­gel besei­ti­gen zu las­sen. Wir möch­ten Sie dar­über­hin­aus bit­ten, das Schul­ge­bäu­de und die Turn­hal­le auf mög­li­che wei­te­re Män­gel zu begut­ach­ten und die­se ggf. zu besei­ti­gen. Das Gebäu­de soll dem aktu­el­len Stand der Sicher­heits- und Brand­schutz­an­for­de­run­gen entsprechen.

Vie­len Dank für Ihre Unterstützung,
die Sicher­heits­be­auf­trag­ten.

Ödnis

Da fällt uns echt nichts mehr ein. Auf Anfra­ge der Schul­lei­tung beim Schul­trä­ger nach dem Stand des Fort­schritts der Brand­schutz­bau­maß­nah­men erhielt die Schul­lei­tung bis­lang kei­ne Ant­wort. ***Ach­tung, Ach­tung, das ist so nicht rich­tig, wie wir gera­de erfuh­ren. Zwar sind die Umbau­ar­bei­ten noch nicht so rich­tig am Lau­fen, es tut sich wohl aber was und die Kreis­ver­wal­tung ist nicht ver­ant­wort­lich zu machen, dass es nicht vor­wärts geht mit einer zwei­ten Trep­pe. Bit­te lest dazu den Kom­men­tar unse­res Schul­lei­ters Herr Schil­ling. Wir ent­schul­di­gen uns bei der Kreis­ver­wal­tung für unse­re Fake-News!***

Armin Lepage, 7a und Enri­co Stell­ma­cher, 6b
Bil­der: Juli­an Insel­ber­ger, 9b

9 Antworten auf „Hilfe, die Schule wird geschrumpft!“

  1. Lie­bes Igel Team,
    wie es sich für eine inves­ti­ga­ti­ve Schü­ler­zei­tung gehört, ver­sucht ihr mög­lichst immer des „Pudels Kern” zu fin­den, oder auch den „Fin­ger in die Wun­de zu legen” und das ist gut so.
    So habt ihr rich­tig bemerkt, dass der vor­de­re Trakt der Kai­ser-Lothar-Real­schu­le plus (1. OG, ehe­ma­li­ger Klas­sen­trakt 6) zz. leer ste­hend ist. Ihr habt auch den Grund für den Umstand ermit­telt, näm­lich, dass der Brand­schutz für die­sen Gebäu­de­teil aktu­ell nicht mehr zuläs­sig ist.
    Nicht rich­tig ist, dass die Kreis­ver­wal­tung als Trä­ger unse­rer Schu­le kei­ne Aus­sa­ge über die Dau­er der Maß­nah­me getä­tigt hat, wie ihr schreibt. Zunächst war geplant einen Behelfs­not­aus­gang zu instal­lie­ren, dies war mit ca. 8 Wochen ver­an­schlagt. Da die­se Maß­nah­me aber behörd­lich nicht geneh­migt wur­de, muss­te, um eine Stahl­trep­pe (voll­wer­ti­ger Not­aus­gang) zu bau­en, für das Gesamt­ge­bäu­de ein neu­er Bebau­ungs­plan erstellt wer­den, dies ist lei­der bei Umbau­ten in Deutsch­land (auch bei pri­va­ten) so üblich. Die­ser ist nun in Pla­nung und wird, unter Beach­tung der Grö­ße des Gebäu­des, nun zügig umge­setzt. Sicher­lich ist dies alles sehr bedau­er­lich und ärgert viel­leicht, weil vie­les, durch deut­sche Bau­vor­schrif­ten und im öffent­li­chen Bereich sowie­so, recht lan­ge auf sich war­ten lässt. Hier­für ist aber im enge­ren Sin­ne nicht die Kreis­ver­wal­tung ver­ant­wort­lich zu machen, da die­se kei­ne Bau­ge­set­ze erlässt. An die­ser Stel­le wäre eine Anspra­che an den/die entsprechende(n) regionale(n) Bundestagsabgeordnete(n) (MdB) oder Landtagsabgeordnete(n) (MdL), hier: Schul­bau­richt­li­ni­en des Lan­des Rhein­land-Pfalz, ziel­füh­ren­der. Viel­leicht könnt ihr ja in einem Inter­view mit dieser/diesem in Erfah­rung brin­gen, war­um bau­li­che Din­ge in Deutsch­land so ver­hält­nis­mä­ßig lan­ge dauern.
    Was mir noch zu sagen bleibt: Auch wenn man sich über vie­les Ärgern kann, so bin ich doch zufrie­den, in einem Land zu leben, in dem die Sicher­heit einen hohen Stel­len­wert hat und dadurch Unglü­cke mit vie­len Toten, wie bei­spiels­wei­se die Brän­de in den Näh­fa­bri­ken von Ban­gla­desh und anders­wo, sel­ten oder über­haupt nicht vor­kom­men. Ihr könnt euch also an der Kai­ser-Lothar-Real­schu­le sicher füh­len, ich den­ke dies beru­higt, bei allem Ärger.

    In die­sem Sin­ne – machts gut!

    Euer komm. Schulleiter

    Ste­phan Schilling

  2. Flucht­we­ge aus der Schule
    Nach jah­re­lan­gen Dis­kus­sio­nen dar­über, wie die Schü­le­rin­nen und Schü­ler unse­rer Schu­le in Gefähr­dungs­si­tua­tio­nen schnell, sicher und mög­lichst laut­los die Schu­le ver­las­sen kön­nen, eröff­net der Schul­trä­ger z. Zt. einen wei­te­ren Flucht­weg aus dem GOS-Bereich hin­aus. Hier­zu muss­ten im Vor­feld Klas­sen­räu­me ver­la­gert, Fach­räu­me zweck­ent­frem­det und damit fach­raum­ab­hän­gi­ger Unter­richt meh­re­re Wochen lang umstruk­tu­riert wer­den. Leh­re­rin­nen und Leh­rer sowie Schü­le­rin­nen und Schü­ler neh­men wochen­lan­ge Ein­schrän­kun­gen ihres nor­ma­len Tages­ab­lau­fes hin, damit eine wei­te­re sinn­vol­le Mög­lich­keit geschaf­fen wer­den kann, die Schu­le in bestimm­ten Situa­tio­nen zu verlassen.
    In die­sem Zusam­men­hang wird allen Schü­le­rin­nen und Schü­lern ein­mal im Jahr erklärt, wie sie in einer Gefähr­dungs­si­tua­ti­on und abhän­gig von ihrem momen­ta­nen Stand­ort sicher, schnell und ohne in Panik zu ver­fal­len die Schu­le ver­las­sen kön­nen. Hier­zu erfol­gen dann auch prak­ti­sche Übun­gen, damit jeder bei den ers­ten Alarm­zei­chen ohne groß nach­zu­den­ken weiß, wie er oder sie sich ver­hal­ten soll.
    Die­ses Pro­ze­de­re wird von den zustän­di­gen Behör­den genau vor­ge­schrie­ben, von der Schul­lei­tung ent­spre­chend orga­ni­siert bzw. über­wacht und mit Hil­fe von ent­spre­chen­den Pro­to­kol­len genau dokumentiert.
    Nach­dem nun so viel Zeit, Ener­gie und auch Geld in die Rea­li­sie­rung von neu­en und sinn­vol­len Flucht­we­gen aus der Schu­le her­aus auf­ge­wen­det wur­de, erscheint es nun an der Zeit, sich end­lich auch ein­mal dar­über Gedan­ken zu machen, neue Wege in unse­re Schu­le hin­ein zu eröff­nen und bereits bewähr­te Wege in die Schu­le zu sta­bi­li­sie­ren z. B. durch not­wen­di­ge bau­li­che Maß­nah­men zur Anpas­sung an die neu­en Her­aus­for­de­run­gen von Schu­le all­ge­mein und zur Erhö­hung der Attrak­ti­vi­tät des Schul­ge­bäu­des im Speziellen.
    Die ein­sei­ti­ge Kon­zen­tra­ti­on auf die (Flucht-)Wege aus der Schu­le her­aus führt näm­lich dazu, dass man die o. g. war­tungs­in­ten­si­ven Wege in die Schu­le hin­ein zu sehr ver­nach­läs­sigt und in der Kon­se­quenz dann auch die Zahl der Flucht­we­ge am Ende wie­der redu­ziert wer­den kann.
    Die Angst, dass im sta­tis­tisch gese­hen sehr sel­te­nen äuße­ren Not­fall irgend­je­mand kör­per­li­chen Scha­den erlei­den könn­te, lenkt den Fokus in ers­ter Linie auf die Erfül­lung aller Sicherheitsanforderungen.
    Die räum­li­chen Ver­än­de­run­gen, um den zahl­rei­chen inne­ren Not­fäl­len des täg­li­chen Schul­be­triebs wirk­sam zu begeg­nen, spie­len dabei nur eine unter­ge­ord­ne­te Rolle.

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